20.10.23, 15:54 von Ron-David Heinen

Strausdorf (energate) - Die EWE wird am Speicherstandort Rüdersdorf (Brandenburg) am 23. Oktober erstmals mit der Einlagerung von Wasserstoff in ihre Testkaverne beginnen. Innerhalb von acht Tagen werden sechs Tonnen Wasserstoff rund um die Uhr in die 500 Kubikmeter große Kaverne einfließen, teilte das Unternehmen mit. Mit der Einlagerung des Wasserstoffs startet das vom Bund geförderte Projekt "HyCAVmobil". Dabei testet EWE den Betrieb eines H2-Speichers und die Qualität des Wasserstoffs nach der Ausspeicherung. Vor allem für die Mobilitätsbranche ist eine Reinheit des Wasserstoffs von nahezu 100 Prozent wichtig, um die Vorgaben des Delegierten Rechtsaktes für grünen Wasserstoff als Kraftstoff einhalten zu können.

Wasserstoffspeicher für den Wasserstoffhochlauf

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Die Wasserstoff-Testkaverne in Rüdersorf ist zentraler Bestandteil der Wasserstoffbemühungen EWEs. Im September 2023 startete die Gasspeichertochter eine Marktabfrage für Wasserstoff-Speicherkapazitäten. Die noch laufende Abfrage soll dem Oldenburger Versorger Rückschlüsse über zukünftige Wasserstoffspeicherbedarfe und die dafür benötigten Entwicklungen der Speicherkapazitäten hinsichtlich Flexibilität und Liefersicherheit geben. Geert Tjarks, Leiter Geschäftsfeldentwicklung Wasserstoff bei EWE Gasspeicher, appellierte im September an die Bundesregierung, schnell eine Wasserstoffspeicherstrategie zu entwickeln und so den Wasserstoffhochlauf zu ermöglichen. Auch der Bundesverband für Erneuerbare Energien (BEE) forderte im September einen stärkeren politischen Fokus auf die Inlandsproduktion von grünem Wasserstoff. Die Potenziale der inländischen Wasserstoffspeicher müssten stärker Berücksichtigung finden, so der Verband. 

Ein- und Ausspeicherung im Fokus

Bei dem Projekt "HyCAVmobil" arbeitet EWE mit dem DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme in Oldenburg zusammen. Nach der Wasserstoff-Befüllung beginnt der Testbetrieb und die dazugehörigen Forschungen. Insbesondere das Wechselspiel zwischen der Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff steht im Fokus der EWE. Neben dem Betrieb testet das Unternehmen die Qualität des Wasserstoffes nach dem Ausspeichern sowie die technische Optimierung des Verfahrens. "Dazu gehört auch der Nachweis, wie viel Feuchtigkeit der Wasserstoff untertage aufnimmt und wie die Trocknungsanlage eingestellt werden muss", erläuterte Hayo Seeba, Projektleiter der EWE Gasspeicher.

Das DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme untersucht die Qualität des Wasserstoffs im Labor. Sowohl vor der Befüllung der Kaverne als auch während des Betriebs entnimmt das Institut Gasproben und analysiert diese auf ihre Gasreinheit. Eine Untersuchung der Sole soll zudem Rückschlüsse über den möglichen mikrobiellen Einfluss auf die Wasserstoffqualität geben. Anschließend erfolgt eine Bewertung, ob der gespeicherte Wasserstoff direkt für den Einsatz in Brennstoffzellenfahrzeugen geeignet ist.

Übertragung auf großtechnischen Speicher

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Die Tests in Rüdersdorf sollen ein Jahr andauern. Die EWE will drei unterschiedliche Ein- und Ausspeicherszenarien mit verschiedenen Druckänderungen testen. "In unseren Tests wollen wir Szenarien nachbilden, die zukünftig möglich sind. Wir spielen alle Betriebsmöglichkeiten durch, die später durch einen Speicherkunden auftreten könnten," so Projektleiter Seeba.

Diese Erkenntnisse aus Rüdersdorf will die EWE anschließend auf ein großtechnisches Speicherprojekt in Huntorf (Niedersachsen) übertragen. Im Nordwesten Deutschlands hatten sich im März 2021 mehrere Industriepartner für das Wasserstoffprojekt "Clean Hydrogen Coastline" mit dem Ziel einer marktrelevanten Integration und Skalierung von Wasserstofftechnologie zusammengetan. Im Zuge dieses Projektes beantragte EWE im September 2023 die Umrüstung einer Kaverne von Erdgas auf Wasserstoff in Huntorf. /rh

Portrait von Ron-David Heinen
Ron-David Heinen
Volontär

Im Hause energate bin ich seit September 2023 als Volontär. Zuvor war ich an der Ruhr-Universität Bochum und der Bergischen Universität Wuppertal als Wissenschaftlicher Mitarbeiter im Fachbereich Umweltgeschichte tätig.

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