Aachen (energate) - Die Stadtwerkekooperation Trianel erwartet gegen Ende des dritten Quartals die Genehmigungen für das 750-MW-Steinkohlekraftwerk in Lünen (Nordrhein-Westfalen). Das Kraftwerk befindet sich seit Dezember 2012 im Probebetrieb. Um in den Dauerbetrieb zu gehen, müsse die Bezirksregierung Arnsberg noch den immissionsrechtlichen Vorbescheid und die Betriebsgenehmigung erteilen, sagte ein Trianel-Sprecher zu energate. Wenn dies, wie erwartet, im dritten Quartal geschehe, könne das Kraftwerk im vierten Quartal in den Dauerbetrieb übergehen. Ursprünglich sollte das Steinkohlekraftwerk bereits im Sommer in den Dauerbetrieb überführt werden. Eine Klage der Umweltorganisation BUND führte aber dazu, dass der immissionsrechtliche Bescheid aus dem Jahr 2008 vor anderthalb Jahren wieder aufgehoben wurde (energate berichtete). Dieser muss nun neu erteilt werden.
Das Kraftwerk Lünen wird voraussichtlich im kommenden Jahr 100 Mio. Euro Verlust einfahren. Das hatte Trianel-Geschäftsführer Sven Becker bereits bei der Vorstellung der Geschäftsbilanz im Juli angekündigt (energate berichtete). Trianel ist selbst mit rund sechs Prozent an dem Kraftwerk beteiligt, das entspricht einer Kraftwerksscheibe von 48 MW. Die Kooperation hat wiederholt die politischen Rahmenbedingungen bemängelt, die keinen Platz für den wirtschaftlichen Betrieb von neuen, hocheffizienten Kraftwerken einräumten. Alte, bereits abgeschriebene Kraftwerke befänden sich hingegen im Geld, da bei diesen der Bau nicht mehr refinanziert werden müsse. Das Kohlekraftwerk Lünen soll einen Wirkungsgrad von 45,7 Prozent haben. Derzeit wird gemessen, wie hoch der Wirkungsgrad des Kraftwerks tatsächlich ist. Zudem ist das Kraftwerk CCS-ready, das heißt, es ist mit der Technologie zur CO2-Abschneidung nachrüstbar.
Die für den Betrieb des Kraftwerks Lünen benötigte Kohle wird über einen Liefervertrag mit dem Handelshaus JP Morgan bezogen, so der Sprecher. Das Kraftwerk Lünen ist in Kraftwerksscheiben aufgeteilt, die verschiedenen Stadtwerken gehören. Im kommerziellen Betrieb bewirtschaftet jedes Stadtwerk seine Kraftwerksscheibe wie ein autarkes Kraftwerk und kann dabei frei entscheiden, welche Leistung an welchem Tag gefahren werden soll. "Bei Trianel laufen die Fäden zusammen", erläuterte der Sprecher. Die Gesellschaft sorge für eine optimierte Fahrweise des Gesamtkraftwerks. Auch der Vertrieb des Stroms läuft zum überwiegenden Teil über die Trianel. Rund 80 Prozent der Stadtwerke lassen ihre Kraftwerksscheiben über sie vermarkten. Die übrigen Stadtwerke machen dies in Eigenregie. /sd