Leoben (energate) - Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine hat zum weltweit ersten Mal mit Wasserstoff reduziertes Reineisen weiterverarbeitet. Konzernchef Herbert Eibensteiner nannte diesen Schritt in einem längerfristig angelegten Pilotprojekt "historisch". Die Voestalpine will im Rahmen des Programms "Greentec Steel" ihre Emissionen massiv reduzieren und erforscht unter anderem auch den Einsatz von Wasserstoff in der Stahlherstellung.
Pilotprojekt am Standort Donawitz
Die Herstellung des Reineisens mit Wasserstoff passierte in einer Pilotanlage auf dem Werksgelände in Donawitz in der Steiermark. Die Anlage hat der Anlagenbauer Primetals für die Voest entwickelt und 2021 in Betrieb genommen. Nach der Erzeugung folgte die Schmelze des Reineisens mit Schrott in der konzerneigenen Forschungsanlage "Technikum Metallurgie" - nach Unternehmensangaben allein mit Strom aus Erneuerbaren. Aus dem so erzeugten Stahl produzierte der Hersteller schließlich besonders hartes Wälzlagerstahl.
Im "Technikum Metallurgie", laut Unternehmen ein "komplettes Stahlwerk im Kleinformat", erforscht die Voestalpine seit 2019 die Produktion neuer Hochleistungsstähle.
Reduktion von Eisenerz mit Wasserstoff als Ziel
Die jetzt stattgefundene Verarbeitung von wasserstoffreduziertem Reineisen ist Teil des Programms "Hyfor" (Hydrogen-based fine-ore reduction), an dem auch Primetals, die Montanuniversität Leoben und die Forschungsplattform K1-Met beteiligt sind. Ziel des Vorhabens ist es, Möglichkeiten zur Reduktion von Feineisenerz mit Wasserstoff zu untersuchen. Der dabei entstehende heiße Eisenschwamm könnte in Zukunft in einem Elektrolichtbogenofen eingeschmolzen oder zur Herstellung von heiß brikettiertem Eisenschwamm verwendet werden, so die Projektbeteiligten.
Umstellung auf Elektrolichtbogenöfen in Vorbereitung
In der mit Kohle betriebenen Hochofenroute bereitet der Konzern gerade die teilweise Umstellung auf zwei Elektrolichtbogenöfen vor, die in Zukunft mit Strom aus Erneuerbaren laufen sollen. Die neuen Öfen sollen 2027 in Betrieb gehen. Die komplette Umstellung auf Elektrolichtbogenöfen könnte die Emissionen des Stahlriesen um bis zu 30 Prozent reduzieren. Ein anderes Projekt namens "Susteel" widmet sich der Frage, wie in der Eisenreduktion Wasserstoffplasma das heute verwendete Koks ersetzen könnte.
Weil die Voestalpine der mit Abstand größte industrielle Abgasemittent des Landes ist, hätte die Umstellung Auswirkungen auf die Abgasmengen von ganz Österreich. Allerdings hieß es zuletzt, dass noch zentrale Fragen zu diesem Vorhaben offen seien - unter anderem bei den staatlichen Beihilfen sowie der Frage, inwieweit überhaupt die Stromversorgung eines großen Stahlkonzerns mit Erneuerbaren gelingen kann. Auch neue Stromanschlüsse an Standorte der Voestalpine sind gerade erst in Ausarbeitung. /pm