Berlin (energate) - BEE-Präsidentin Simone Peter fordert im dritten Teil des energate-Gesprächs einen forcierten Erneuerbaren-Ausbau. Außerdem müssten ihrer Ansicht nach die Ankündigungen der Großen Koalition für den Wärmemarkt dringend mit Maßnahmen unterlegt werden.
energate: Frau Peter, Sie sagen: "Erneuerbaren-Volumen erhöhen und Deckel weg!" Gilt das um jeden Preis?
Peter: Schauen Sie sich die Lernkurve der erneuerbaren Energien an: Die Kosten sind rapide gesunken, sie sind inzwischen wettbewerbsfähig mit fossil betriebenen Anlagen. Es ergibt weder aus ökonomischen noch aus ökologischen Gründen einen Sinn, dem Ausbau der Erneuerbaren einen künstlichen Deckel zu verpassen. Nötig ist ein Masterplan, der den Ausstieg aus Kohle und Atom mit dem Ziel 100 Prozent Erneuerbare Energien verbindet und dabei Speicherlösungen, Netzertüchtigung und Sektorenkopplung berücksichtigt. Die Investitionen werden nur einmal ausgegeben, und sie sollten sich am Klimaschutz orientieren.
energate: Die fossilen Energie stehen für Versorgungssicherheit. Mit welchem Angebot gehen die Erneuerbaren hier in die Kommission?
Peter: Die Erneuerbaren sind mit 36 Prozent bereits die zentrale Säule der Stromversorgung und der Anteil wird weiter wachsen. Trotzdem sind in keinem anderen Land die Versorgungsunterbrechungen so gering wie in Deutschland. Jetzt geht es darum, im Rahmen eines weiter entwickelten Strommarkt-Designs, das auf Flexibilitätsoptionen setzt, die fluktuierenden Erneuerbaren-Quellen Wind und Solar mit flexibel zuschaltbaren Quellen wie der Bioenergie, Geothermie oder Wasserkraft sowie Speichern intelligent zu verbinden. Wichtig ist darüber hinaus, Lastmanagement sowie Netzoptimierung und -ausbau voranzubringen und gleichzeitig den Ausstieg aus der Kohle zu organisieren
energate: Was erwarten Sie von der Regierung bei der Wärmwende?
Peter: Da benötigen wir zunächst eine Konkretisierung des Koalitionsvertrages. Es ist unklar, mit welchen Maßnahmen zeitnah die Sektorenziele des Klimaschutzplans und der noch ambitionierteren Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreicht werden sollen. Bisher hat es hier kaum Effizienzgewinne gegeben. Wir bräuchten eigentlich eine Gebäudesanierungsrate von drei Prozent im Jahr. Das wäre ein riesiges Anreizprogramm für das Handwerk. Hierzu sollte das Gebäudeenergiegesetz auf den Weg gebracht werden, das Energieeinsparverordnung, Erneuerbare-Wärmegesetz und Energieeinspargesetz integriert. Die Förderung rein fossil betriebener Heizungen sollte endlich beendet werden.
energate: Sie befürworten bei Sanierung und Neubau eine Quotenregelung?
Peter: Die Sanierungsrate muss sich an den Sektorzielen für den Klimaschutz orientieren, welche wiederum an den Zielsetzungen des Pariser Klimaschutzabkommens ausgerichtet werden müssen. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, Erneuerbare-Energien-Technologien einzusetzen, sei es Solarthermie, Pellets, Biogas oder Wärmepumpen. Die Preise für Wärme müssen perspektivisch die Klimaschädlichkeit fossiler Energien abbilden, sodass die Erneuerbaren im Verhältnis noch günstiger werden. Deswegen plädieren wir für eine CO2-Bepreisung in Form einer CO2-Steuer mit Rückerstattungsmodell für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen.
Hier geht es zu Teil 2 und Teil 3 des Interviews mit BEE-Präsidentin Simone Peter.