Prag (energate) - Vattenfall muss sich beim Verkauf seiner Lausitzer Braunkohlesparte auf harte Preisverhandlungen einstellen. Der tschechische Energieversorger CEZ, der zu den aussichtsreichen Bietern für das Braunkohlegeschäft zählt, machte deutlich, dass er sein Angebot mit einem Worst-Case-Szenario unterlegen wird. Bei der Laufzeit der Tagebaue und Kraftwerke hält CEZ-Vorstandsvorsitzender Daniel Benes den oftmals genannten Zeithorizont bis 2050 für unrealistisch. "Ich glaube nicht, dass die Lausitzer Tagebaue 2050 noch in Betrieb sind, ich rechne da mit 2035 bis 2040", sagte er bei einem Pressegespräch in Prag. Auch bei der Renaturierung der Tagebaue in Ostdeutschland kalkuliert er mit hohen Kosten. "Wer immer das Vattenfall-Geschäft kauft, muss nach dessen Schließung hohe Qualität abliefern", sagte er. Auch bei der Altersversorgung der Mitarbeiter kämen auf den Käufer hohe Verpflichtungen zu.
Sein CEZ-Vorstandskollege Pavel Cyrani unterstrich, dass für diese Aufwendungen keine Rückstellungen vorhanden sind. Sie müssten aus dem laufenden Betrieb finanziert werden. "Wir sind Geschäftsleute, wir müssen eine wirtschaftliche Perspektive und Geschäft sehen", sagte er auf die Frage nach einem möglichen Kaufpreis. Zugleich unterstrich er das strategische Interesse des CEZ-Konzerns an einem Einstieg in die deutsche Braunkohle. Auch in Tschechien betreibt der Versorger, der zu 69 Prozent in Staatsbesitz befindet, Braunkohle-Kraftwerke. Sie haben einen Anteil von 36 Prozent im Erzeugungsportfolio. Der Kernenergieanteil liegt bei 48 Prozent. CEZ setzt darauf, dass Braunkohle in Tschechien noch bis 2050 als Brückentechnologie bei der Erneuerbaren-Wende gebraucht wird. Der Konzern hat gerade am Standort Ledvice ein neues Braunkohlekraftwerk von 660 MW realisiert, das Anfang Mai den Betrieb aufnehmen soll. Die Anlage sei hocheffizient und arbeite mit der gleichen Technik wie das Vattenfall-Kraftwerk Boxberg, betont der Konzern zum Ausweis seiner technologischen Kompetenz.
Derzeit läuft in dem Bieterverfahren die Prüfung der Vattenfall-Assets. Die Bieter machen sich dabei ein Bild vom Zustand der Vattenfall Kraftwerke und Tagebaue. Vattenfall selbst will bis Mitte des Jahres zu einer Entscheidung über den Käufer kommen. CEZ sieht sich für den Bieterwettbewerb gut gerüstet. Der Energiekonzern bezeichnet seine Liquiditätslage als solide. Die Nettoverschuldung sei gering. Der Konzern verfüge über eine Kreditlinie von fast 30 Mrd. tschechischen Kronen (1,1 Mrd. Euro), die nahezu unausgeschöpft ist. Als weiteres Plus sieht der Konzern, dass er mehrheitlich in Staatsbesitz ist. Damit biete er als Käufer mehr Sicherheit gegen Finanzmarktspekulationen als mancher Mitbewerber. Das könnte auch für die deutsche Politik interessant sein, die bei dem Bemühen in der Lausitz einen Strukturbruch zu vermeiden, auch in der Prager Regierung einen Ansprechpartner hätte. Als weitere Kaufinteressen werden der privatwirtschaftliche tschechische Energiekonzern-EPH und der deutsche Steag-Konzern gehandelt. /gk