Berlin (energate) - Vattenfall strebt bei der Vergabe der Berliner Stromnetz-Konzession eine Kooperation mit dem Land Berlin an. "Wir begrüßen, dass der Berliner Senat bei den Energienetzen vom Konfrontationsmodus in den Kooperationsmodus wechselt", sagte Helmar Rendez, Geschäftsführer der Vattenfall-Netztochter Stromnetz Berlin, bei einem Pressegespräch. Damit greift Vattenfall, das sich als Altkonzessionär um die Stromnetzkonzession bewirbt, die jüngsten Signale des neuen Berliner Finanzsenators Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) auf. Der hatte sich nach der juristischen Bruchlandung, die der Senat nach einer Klage des Altkonzessionärs Gasag gegen die Vergabe der Gasnetz-Konzession an das Landesunternehmen Berlin Energie erlitten hat (energate berichtete), in der "Berliner Zeitung" für eine Kooperationslösung ausgesprochen.
Rendez hält den Kooperationsweg auch beim Stromnetz für eine gangbare Variante. Immerhin hat der Senat wegen des Gerichtsurteils gegen die Konzessionsvergabe beim Gasnetz auch die Ausschreibung der Stromnetzkonzession auf Eis gelegt (energate berichtete), die eigentlich schon 2014 abgeschlossen werden sollte. Der kritische Punkt bei den Energienetz-Kooperationen dürfte die Frage der Anteilsmehrheit werden. "Vattenfall will die Unternehmensführung", so Rendez. Aber auch Finanzsenator Kollatz-Ahnen erklärt: "Unsere Ausgangsposition ist 50 Prozent plus x." Der energiepolitische Sprecher der SPD-Abgeordnetenhausfraktion Daniel Buchholz hatte jüngst im energate-Gespräch eine Minderheitsbeteiligung des Landes ausgeschlossen (energate berichtete). Sie liefe nur daraus hinaus, dass Berlin die Netzbetreiber finanziere, ohne im Gegenzug energiepolitischen Einfluss zu gewinnen.
Rendez positionierte Stromnetz Berlin indes als innovativen und investitionsfreudigen Netzbetreiber. Er kündigte an, dass im laufenden Jahr 288 Mio. Euro für die Netzinfrastruktur aufgewendet werden. Davon seien 146 Mio. Euro Modernisierungsinvestitionen. Zu den Großprojekten gehören zwei neue Umspannwerke, eines im Westen Berlins und eines in der "Europacity", die am Hauptbahnhof hochgezogen wird. Ziel ist es, dass Netz mit intelligenter Steuerungs- und Kommunikationstechnik für eine dezentrale Energieversorgung mit erneuerbaren Energien zu ertüchtigen, so Rendez. Berlin sei eine große "Stromsenke", die den Erneuerbaren-Strom aus dem Brandenburger Umland aufnehme. Aber auch in Berlin selbst wachse die Zahl der dezentralen Erzeuger. Die Zahl der Blockheizkraftwerke sei 2014 um 125 auf 941 gestiegen, die der Fotovoltaikanlagen um 239 auf 5.453. Geplant ist weiterhin, die Datenübertragung im Stromnetz auf ein ausfallsicheres Funknetz (Projekt "StromPager") umzustellen. /gk