"Xlinks wird kein zweites Desertec-Projekt" | Interview mit Simon Morrish

Bild: Xlinks

Das Megaprojekt Xlinks sieht vor, Ökostrom aus Marokko in das 3.800 Kilometer entfernte Großbritannien zu transportieren. Für die kontinuierliche Stromversorgung sollen zudem 20-GWh/5-GW-Batteriespeicher sorgen. Investoren wie Abu Dhabi National Energy Company PJSC (Taqa) und Octopus Energy glauben an das Projekt und stellen dafür Millionen Euro bereit. Warum Xlinks kein zweites Desertec-Projekt wird, erläuterte Simon Morrish, Gründer und CEO, im Interview mit energate.

energate: Herr Morrish, Taqa und Octopus Energy haben ihre Investitionsentscheidungen in Xlinks bekannt gegeben. Wie ordnen Sie diesen Schritt strategisch ein?

Morrish: Xlinks ist froh, sowohl Octopus als auch Taqa an Bord zu haben, um dieses einzigartige Projekt zu realisieren. Taqa bringt eine Fülle von Werten außerhalb ihrer Investition ein und verfügt über umfassende Erfahrungen in der Entwicklung von Energieprojekten in Nordafrika und dem Nahen Osten. Auch verfügt Taqa über Fachwissen in den Bereichen Beschaffung, Projektmanagement und Standortplanung, was in den nächsten Jahren für das Vorhaben von großem Nutzen sein wird. Sie stimmen mit unserer Vision einer dekarbonisierten Welt überein und bringen zudem einen großen Mehrwert in relevanten Projektbereichen.

Octopus hat seinerseits seine finanzielle Unterstützung für Xlinks verdoppelt - es ist bereits die zweite Investition des Unternehmens. Octopus ist als globaler Pionier im Bereich der Energietechnik bekannt und ist strategisch auf Xlinks ausgerichtet, um das Projekt auf dem britischen Markt zu unterstützen und zu fördern. Strategisch gesehen ist dies ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Bau und schließlich zur Erzeugung einer neuen speziellen grünen Energiequelle für Großbritannien.

energate: Wie kann die Erzeugung und der Transport von Strom über 3.800 Kilometer wirtschaftlicher sein als die Stromerzeugung vor Ort?

Morrish: Das Projekt "Morocco-UK Power Project" ist eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung und eine ausschließliche Energieversorgung für das Vereinigte Königreich, wodurch die mit der Nutzung von Übertragungsnetzen Dritter verbundenen Probleme entfallen. Das Hauptaugenmerk liegt auf einem spezifischen Projekt und nicht auf einem übergreifenden Konzept, sodass die Entwicklungsressourcen konzentrierter und die Wirtschaftlichkeit sicherer sind.

In den letzten zehn Jahren sind die Kosten für die Solarstromerzeugung um gut 60 Prozent erheblich gesunken. Es gibt eine bessere Verfügbarkeit von Batteriespeichern, die sowohl stabil und zuverlässig Strom aus erneuerbaren Energien liefern als auch die Nutzung des Kabels maximieren. Die Batteriekosten sind in der Zwischenzeit auch gesunken, und zwar um circa 90 Prozent. Obwohl die Technologien alle ausgereift sind, haben Iterationen zu wesentlich niedrigeren nivellierten Kosten für die Übertragung über diese Entfernungen geführt.

Die durchschnittlichen Strompreise in Europa sind in den letzten zehn Jahren hingegen erheblich gestiegen. Der aus der Region Middle East and North Africa (MENA) gelieferte Strom ist im Vergleich zu anderen kohlenstoffarmen Lösungen sehr wohl wettbewerbsfähig. Darüber hinaus gibt es in Europa inzwischen klare Ziele für erneuerbare Energien, die sowohl vom politischen als auch vom gesellschaftlichen Willen zur Erreichung dieser Ziele getragen werden. Auf der Erzeugungsseite gilt Marokko seit vielen Jahren als führend bei der Erneuerbarenerzeugung. Die jüngsten Projekte haben diesen Status noch weiter gestärkt, auch weil Marokko einen gesetzlichen Rahmen gesetzt hat, der den Export erneuerbarer Energien in andere Länder erleichtern soll.

energate: Auch wenn Xlinks viele Unterschiede aufweist: Welche Erfahrungen nehmen die Partner aus dem Desertec-Projekt mit in dieses Projekt?

Morrish: Die Wirtschaftlichkeit des Projekts "Morocco-UK Power" ist grundsätzlich eine ganz andere als bei Desertec. Die Erzeugungskosten sind um mehr als 90 Prozent niedriger als damals, sodass das Projekt jetzt nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich machbar ist.