"Antigas-Kurs bei Banken und Lokalpolitik ist gefährlich" | Interview der Woche in KW 47

Zum Stichtag 1. Dezember steht sowohl die Ausschreibung für die konventionelle als auch die innovative Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) an. energate sprach mit dem Präsidenten des Bundesverbandes Kraft-Wärme-Kopplung (BKWK), Claus-Heinrich Stahl, über seine Prognose zum Ausgang der Auktionen und die Folgen der Energiekrise für die KWK.


energate: Herr Stahl, in den vergangenen Ausschreibungsrunden für die KWK gab es zu wenig Teilnehmer, verschlimmert sich das Problem womöglich durch die Gaskrise?


Stahl: Die Unterdeckung wird sich nochmals verschärfen. Zinskosten steigen, Kosten für das Personal ebenso. Auch beim Strompreis gibt es große Fragezeichen. Im dritten Quartal lag der Durchschnitt bei 375 Euro/MWh, im Moment sind es "nur noch" 150 Euro/MWh. Der Ruf nach einer rückwirkenden Gewinnabschöpfung bringt weitere Unruhe. Und über all dem hängt der vermeintliche Gasmangel in den kommenden beiden Wintern. Wir hören von Stadtwerken, bei denen inzwischen die Maßvorgabe gilt, dass überhaupt nicht mehr in Gasanlagen investiert wird. Auch Banken winken bereits bei der Finanzierung ab. Ausgenommen sind natürlich Ersatzinvestitionen, die anstehen. In diesem Bereich werden sicherlich einige Zuschläge erfolgen.


energate: Wer ist der Treiber des Anti-Gas-Kurses: die Banken oder die Lokalpolitik vor Ort?


Stahl: Wenn die Stadtwerkeleitung keine Freigabe mehr in den entsprechenden Aufsichtsratsgremien bekommt, dann sind ihr die Hände gebunden. Leider finden immer öfter Stimmen Gehör, Gas sei nicht mehr aktuell. KWK-Investitionen sind aber eben keine "Stranded Investments", sondern zukunftsorientiert, wenn die Unternehmen die richtigen Brennstoffe beschaffen. Die Anlage selbst ist ja nicht fossil, das ist nur eine Technik. Und am Ende des Tages kann es in unseren Augen auch nicht die Lösung sein, ineffiziente Großkraftwerke ohne Wärmeauskopplung auf die grüne Wiese zu stellen.


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