Am 27. April hat mich eine Meldung stark irritiert: "Handelspreise für Gas steigen, weil Gazprom Export unterbrechbare Transitkapazität in der Ukraine für Mai nicht gebucht hat", so in etwa schrieben es Analysten. Ich habe es nicht verstanden. Warum soll es marktrelevant sein, wenn Gazprom Export unterbrechbare Kapazität nicht bucht? Ich habe dann mit ein paar Leuten gesprochen, die mir die Hintergründe erläutert haben. Die Auflösung finden Sie im Thema des Monats. Was mir dabei grundsätzlich noch einmal klar geworden ist: Gazprom Export könnte zusätzliche Mengen nach Europa exportieren. Angesichts eines knappen Angebotes und hoher Preise müsste dies für das russische Staatsunternehmen auch attraktiv sein. Aber dennoch tut Gazprom Export dies nicht und entnimmt stattdessen auch Ende Mai noch Erdgas aus seinen Speichern. Politische Hintergründe (Nord Stream 2) lassen sich nicht ausschließen: Das sieht nicht nach einem komfortablen nächsten Winter aus.
Parallel zu den Irritationen um die Nichtbuchung unterbrechbarer Kapazität hat der ukrainische Staat in einer Hauruckaktion den Vorstandsvorsitzenden von Naftogaz Ukraine ausgewechselt. Auch dies wird im Thema des Monats genauer beschrieben. Mich hat die Entwicklung des staatlichen Gaskonzerns Naftogaz Ukraine in den vergangenen Jahren sehr fasziniert. Von einem ineffizienten, wohl auch korrupten Unternehmen, das all meinen Vorurteilen über Staatsunternehmen in der Ukraine entsprach, hat sich Naftogaz zu einem akzeptieren Player im europäischen Gasmarkt entwickelt. Das Unternehmen handelt mit Gas, bietet die Nutzung seiner Speicher zu attraktiven Bedingungen an, auch der Fernleitungsnetzbetreiber der Gruppe ist seit 2019 nach den Vorgaben der EU-Gasrichtlinie zertifiziert. Operativ funktioniere noch nicht alles gut, so Händler, da gebe es Luft nach oben. Welche Konsequenzen die Berufung von Yuri Vitrenko zum Vorstandsvorsitzenden nun konkret hat, muss man sehen. Die Art und Weise, wie die Neubesetzung erfolgte, sorgt für eine gewisse Besorgnis.
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