Klare Annahme des CO2-Gesetzes | Wochenrückblick Schweiz KW 36

Die Urek‑S hat das CO2-Gesetz einstimmig angenommen. Damit werden ab 2023 CO2-Grenzwerte bei einem Heizungsaustausch gelten. Die Umweltverträglichkeitsprüfung wird zudem um das Kriterium der Klimaverträglichkeit erweitert. Anne Streb, Doktorandin an der ETH Zürich, erläuterte ausserdem die Vorteile der CO2-Abscheidung und ‑Speicherung.

Bilang: “Der Name Erdöl-Vereinigung hinkte der Realität hinterher”
Fast 60 Jahre nach der Gründung hat sich die Erdöl-Vereinigung Ende Juni in Avenergy Suisse umbenannt. Der Verband will nun vermehrt auf erneuerbare Brenn- und Treibstoffe setzen und gleichzeitig an fossilen Energien festhalten.Im Interview erläutert Geschäftsführer Roland Bilang die künftige Ausrichtung. “Im Geschäft mit Biotreibstoffen sind unsere Mitglieder beispielsweise schon jahrelang aktiv. Wenn sie sagen, sie gehören der Erdöl-Vereinigung an, kommt aber nicht zum Ausdruck, dass sie Experten für Biotreibstoffe sind. Seit einem Jahr sind wir das auch in Bezug auf Wasserstoff und in Zukunft kommen weitere Energieträger dazu”, so Bilang.

Streb: “CCS ist Teil der Lösung”
Im Rahmen des IEA-Forschungsprogramms IEAGHG trafen sich im Juli junge Forscher, die sich mit der Entwicklung der CCS-Technologie befassen, zu einer “Summer School” im kanadischen Regina. Für die Schweiz nahm daran etwa Anne Streb, Doktorandin am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik der ETH Zürich, teil. Im Interview erläutert sie, warum sie in der CO2-Abscheidetechnologie grosses Potenzial für den Klimaschutz sieht. “CCS ermöglicht es, die CO2-Emissionen von Punktquellen wie Kraftwerken, Müllverbrennungsanlagen oder Zementwerken schnell und drastisch — um über 90 Prozent — zu reduzieren”, so Streb. Zusätzlich könne mit CCS der Atmosphäre CO2 entzogen werden.

Klare Annahme des CO2-Gesetzes
Die Umweltkommission des Ständerates (Urek‑S) hat die Detailberatung zum CO2-Gesetz für die Periode 2021 bis 2030 abgeschlossen und die Vorlage in der Gesamtabstimmung ohne Gegenstimme (11:0) angenommen. Damit unterbreite sie ihrem Rat ein griffiges Massnahmenpaket, um das Netto-Null-Ziel bis 2050 zu erreichen, so die Urek‑S. Die Kommission hat ausserdem mit sieben zu sechs Stimmen entschieden, dass für Altbauten ab 2023 ein CO2-Grenzwert gelten soll, wenn eine Heizung ersetzt werden muss. So sollen neue Heizungen nur noch maximal 20 Kilogramm CO2 pro Quadratmeter Energiebezugsfläche und Jahr ausstossen.

Grossen: “Für Härtefälle schlagen wir einen Gebäudesanierungsfonds vor”
Die Grünliberalen (GLP) haben jüngst im Vorfeld der Parlamentswahlen ein neues Klimaprogramm beschlossen. Im Interview mit energate äussert sich Parteipräsident und Nationalrat Jürg Grossen zu den vorgeschlagenen Massnahmenund kündigt gleichzeitig konkrete politische Vorstösse in der in Kürze beginnenden Herbstsession an. “Zentral für den Ausbau der Photovoltaik”, eines der Ziele, sei etwa “die Abschaffung von ungerechtfertigten Stromnetzgebühren für die Solarstromlieferung innerhalb von Quartieren”, so Grossen. Im Gesamten komme es auf den Mix an: “Wir bevorzugen klar Anreizsysteme. Ergänzend können Vorschriften zielführend sein.”

Die Hoffnung auf die Strommarktliberalisierung ist klein
An der diesjährigen Vertriebsleitertagung Energie vom 3. und 4. September wurde auch die Strommarktöffnung diskutiert. Die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion waren jedoch skeptisch, ob sie so bald vollzogen wird — auch wenn viele noch auf eine baldige Liberalisierung hoffen, etwa Hans-Jörg Aebli, Leiter Produkte und Dienstleistungen bei EKZ. “Wir brauchen eine Vorlaufszeit für die Marktöffnung”, gab Jan Flückiger, Leiter Public Affairs und Mitglied der Geschäftsleitung bei der Swisspower AG, zu Bedenken. Auch die Frage des Strommarktdesigns sei noch ungeklärt oder wie man es schaffe, Investoren für die Erneuerbaren zu finden. In der Branche seien bereits viele des Themas überdrüssig, so Flückiger. /kb

Hier zu allen Meldungen des energate messenger Schweiz