Neue Studien zur Energiewende | Wochenrückblick Schweiz KW 29

Zwei Studien liefern neue Erkenntnisse zu Prozessen der Energiewende. Die Empa warnt vor einer winterlichen Versorgungslücke infolge des steigenden Strombedarfs im Wärme- sowie im Verkehrssektor. ETH- und WSL-Forscher untersuchten derweil, wie die Schweizer Bevölkerung auf erneuerbare Energieanlagen in unterschiedlichen Landschaftskontexten reagiert.

BFE setzt KKW Beznau klare Grenze
Die Axpo darf das Kernkraftwerk Beznau nur noch bis zu einer Wassertemperatur der Aare von 25 Grad unvermindert betreiben. Ist die Flusstemperatur höher, darf der Kraftwerksbetreiber kein Kühlwasser mehr einleiten, verfügte jetzt das Bundesamt für Energie (BFE). Für die Axpo heisst das: Das Kraftwerk muss dann stark heruntergeregelt oder sogar ganz abgeschaltet werden. Die Axpo bezeichnete diese Anordnung in einer ersten Reaktion als “nicht nachvollziehbar”. Hintergrund der BFE-Verfügung ist, dass die Aare im Sommer 2018 das Temperaturlimit von 25 Grad mehrfach überschritten hatte. Die Folge war ein dramatisches Fischsterben. Schweizweit drohen in diesem Sommer erneut sehr hohe Flusstemperaturen.

Schweiz droht winterliche Stromlücke
Eine neue Studie der Eidgenössischen Materialforschungsanstalt (Empa) skizziert die Herausforderungen der Schweiz im Zuge der Energiewende. Um den wachsenden Strombedarf in den Sektoren Wärme und Verkehr zu decken, sei ein erheblicher Zubau an Fotovoltaik und Energiespeichern erforderlich, schreiben die Empa-Forscher Martin Rüdisüli, Sinan Teske und Urs Elber in ihrer Analyse. Sie plädieren für massive Investitionen in lokale Batteriespeicher, Pumpspeicher, Erdwärmespeicher und Power-to-X-Technologien. Andernfalls sei die Schweiz auf hohe Mengen an Importstrom angewiesen, um die Versorgungslücke zu schliessen.

CKW digitalisiert Netzanschlussprozesse
CKW hat ein Portal zur erleichterten Abwicklung der Meldeprozesse im Netzbereich entwickelt. “Unabhängig davon, ob es sich um ein Anschlussgesuch für eine Fotovoltaikanlage, einen Antrag für einen befristeten Netzanschluss oder das Eingeben einer Installationsanzeige handelt; sämtliche Meldeprozesse im Netzbereich können von unseren Kunden ab September digital und somit schnell und einfach abgewickelt werden”, so Projektleiterin Nastasja Nicke. Derzeit können die Installateure und Kontrolleure, die derartige Prozesse im Auftrag der Endkunden zusammen mit dem Netzbetreiber abwickeln, 75 Prozent aller möglichen Prozesse über das neue Netzanschlussportal bearbeiten.

Studie: Fotovoltaik gut akzeptiert
Forscher von der ETH und der Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL haben die Wahrnehmung von erneuerbaren Energieanlagen im Landschaftskontext untersucht. Die Ergebnisse der Studie zeigen unter anderem, dass Fotovoltaik und Windenergie in bereits touristisch genutzten Alpenlandschaften vergleichsweise positiv wahrgenommen wird. “Die physiologische Reaktion auf die Menge an erneuerbaren Energiesystemen ist in ländlich-alpinen Gebieten sensitiver im Vergleich zum siedlungsgeprägten Flachland”, heisst es im Fazit zur Studie, die Reto Spielhofer von der ETH Zürich im Juni vorstellte.

Erneuerung des Kraftwerks “Sägengüetli” beginnt
Die EW Schils AG hat den Startschuss für die Erneuerung der “Kraftwerkszentrale Sägengüetli” an der Schils gegeben. Mit einem symbolischen Hammerschlag haben der Flumser Gemeindepräsident Christoph Gull, Adriano Tramèr, Geschäftsleiter der EW Schils AG, und Projektleiter Christian Neff die Bauphase eingeläutet. Für insgesamt 36 Mio. Franken werden die beiden alten Gebäuden der “Sägengüetli” erneuert und dereinst entsteht das drittgrösste Wasserkraftwerk im Kanton St. Gallen. Die Stromproduktion soll sich von heute 39 GWh auf rund 48 GWh steigern, damit man zusätzlich zu den bisher 8.700 Haushalten künftig weitere 10.700 Haushalte mit Strom beliefern kann. /kb/mf

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