Braucht die Schweiz Gaskraftwerke? | Schweizerischer Stromkongress 2020

Bern (energate) – Bei der 14. Ausgabe des Stromkongresses stand eine Energiequelle immer wieder im Fokus, über die eigentlich gar nicht referiert wurde: Gas. Beispielsweise bei der Eröffnungsrede von Reto Nauli, Präsident Electrosuisse und Country Head Gas und Power von Siemens Schweiz. Nauli sagte voraus, dass Gaskraftwerke an Akzeptanz gewinnen werden und "gebaut werden müssen", damit die Energiewende geschafft wird beziehungsweise die Versorgungssicherheit in der neuen Energiewelt aufrechterhalten werden kann.

Auch bei der ersten Podiumsdiskussion mit Vertretern der Grünen, Grünliberalen, SP, FDP und SVP kam die Energiequelle zur Sprache. SP-Nationalrat Beat Jans etwa kritisierte, dass der Verlust an Methan beim Transport durchs Gasnetz höher sei als bisher angenommen und damit Gas dem Klima schade. Jans forderte daher, dass sich die Energieunternehmen einen Rückbau der Gasinfrastruktur überlegen sollten. Diese Aussage rief Martin Schmid auf den Plan. Der Präsident des Verwaltungsrates vom Schweizerischen Gasverband und FDP-Ständerat plädierte für Gas auch als künftige Ressource und bezeichnete einen möglichen Verzicht auf Gas als "töricht".

Und das war nicht die einzige Differenz, die die Teilnehmer der Diskussionsrunde hatten. SVP-Präsident Albert Rösti etwa kritisierte die Vorschläge zur Umsetzung der Energiestrategie des Bundes und stellte die Kosten für die Energiewende in den Fokus. Kurt Egger von den Grünen konterte, die reiche Schweiz könne sich diese Kosten leisten. Dieselbe Auffassung vertraten auch Hans-Rudolf Schalcher vom Departement Bau, Umwelt und Geomatik von der ETH Zürich, und Frédéric Varone.

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Sommaruga will, dass das Energiegesetz schnell verabschiedet wird
Auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP) wohnte dem Stromkongress bei. Die Uvek-Vorsteherin appellierte dabei an die Branche, dass das neue Energiegesetz möglichst rasch angenommen wird. "Wir haben ein Interesse, das diese Vorlage zügig durch das Parlament kommt", sagte Sommaruga im Berner Kursaal. Sie erinnerte dabei daran, dass andere Fördersysteme, wie etwa die Marktprämie für die Grosswasserkraft oder die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV), bald auslaufen würden. Der Bundesrat hatte das Uvek Ende September 2019 mit einer Revision des Energiegesetzes beauftragt. Dieses soll vor allem für mehr Investitionen in die einheimische, erneuerbare Energieproduktion sorgen.

Stromabkommen: Benachteiligung für die Schweiz
Ein weiteres Thema am Stromkongress war das Stromabkommen mit der EU, das die Schweiz anstrebt. Dabei legte VSE-Präsident Michael Wider bei einem Podiumsgespräch dar, dass die Schweiz benachteiligt sei, weil dieses noch nicht vorliege. Dieser Meinung schlossen sich Yves Zumwald, CEO Swissgrid, und Roberto Pronini, Direktor Azienda Elettrica Ticinese, an. Auf das Thema Gas vom Publikum angesprochen, plädierte Wider für eine Erhöhung der erneuerbaren Produktion.

Zum Abschluss des ersten Tages zeigte Reto Knutti die Folgen der Klimaerwärmung auf. Dabei gewährte er auch einen Einblick in seinen medialen Alltag, in dem er unter anderem in Zeitungen mit falschen Aussagen zitiert wird oder gar Posts lesen muss, die er angeblich geschrieben hat – auf einem gefälschten Facebookprofil.

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