19.12.23, 13:05 von Philip Akoto

Düsseldorf (energate) - Die Verbraucherzentrale NRW kritisiert die Grundversorger in dem Bundesland für ihre Tarifgestaltung. Die vielfach angekündigten Tarifsenkungen im Nachgang zu den gefallenen Großhandelspreisen gehen den Verbraucherschützern nicht weit genug. Kritisch sieht die Organisation zudem die zum Teil sehr großen Preisunterschiede in den 127 Grundversorgungsgebieten für Strom beziehungsweise 137 Grundversorgungsgebieten für Gas. Grundlage ist eine Analyse der Verbraucherzentrale auf der Basis von Daten des Energiedienstleisters Enet.

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Demnach werden zwar 40 Prozent der im Bundesland aktiven Grundversorger für Strom und Gas die Tarife zum 1. Januar 2024 senken - im Gassektor im Umfang zwischen 16 und 19 Prozent, im Stromsektor um 14 Prozent. Allerdings lägen die Grundversorgungstarife diesem Schritt zum Trotz generell "deutlich höher […], als die nachlassenden Preise auf den Energiemärkten vermuten ließen" und damit "zu hoch", resümiert der Verein.

Durchschnitt über Preisbremsen-Niveau

Der Bruttoarbeitspreis für Gas variiert in NRW demnach zum Jahresstart zwischen 9 und 26,54 Cent/kWh. Für die Grundversorgung mit Strom rufen die Versorger zwischen 29,81 und 55,93 Cent/kWh auf. Als Durchschnittspreise ermittelte die Verbraucherzentrale rund 14 Cent/kWh für die Gasgrundversorgung und knapp 45 Cent/kWh für Strom. Dabei liegen im Stromsegment lediglich 12 Prozent der 127 Versorgungsgebiete unter 40 Cent/kWh und 12 Prozent zwischen 50 und 60 Cent/kWh oder sogar darüber.

Im Gassegment liegen indes 16 Prozent zwischen 16 und mehr als 20 Cent/kWh. In nur 2 Prozent der Gasgrundversorgungsgebiete liegt der Arbeitspreis zum Jahresstart unter 10 Cent/kWh. Zur Einordnung: Die ab Januar 2024 im Zusammenhang mit der Haushaltskrise nicht fortgeführten Preisbremsen deckelten die Strompreise bei 40 Cent/kWh, die Gaspreise bei 12 Cent/kWh - die Differenz zum tatsächlichen Tarif zahlt der Staat den Versorgern. 

Tarifunterschiede von bis zu 300 Prozent

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Als "fragwürdig" kritisiert die Verbraucherzentrale eben diese große Spannbreite an unterschiedlichen Tarifen. Besonders große Unterschiede machten die Verbraucherschützer in der Grundversorgung für Gas aus. Hier müssten Verbraucher im teuersten Grundversorgungsgebiet 300 Prozent, also viermal mehr zahlen als diejenigen Verbraucher im günstigsten Versorgungsgebiet.

In der Grundversorgung für Strom in NRW liegt die Preisschere laut Verbraucherzentrale um den Faktor 1,8 auseinander. "Zwar haben Energieversorger unterschiedliche Beschaffungsstrategien, die gewisse Preisdifferenzen erklären können", kommentierte Wolfgang Schuldzinski als Vorstand der Verbraucherzentrale NRW. Dennoch seien die großen Unterschiede verwunderlich. "Wir fordern die NRW-Grundversorger mit überdurchschnittlichen Preisen daher auf, ihre Tarife auf ein marktübliches Niveau zu senken", so Schuldzinski weiter.

Enet sieht bundesweit allgemein hohes Preisniveau

Allen Preisanpassungen zum Trotz stuft eine aktuelle Enet-Analyse der Grundversorgungstarife im gesamten Bundesgebiet das bundesweite Preisniveau ab Januar 2024 ebenfalls als "allgemein hoch" ein. Gleichwohl: Im Zuge der vielfach angekündigten Tarifsenkungen zum Jahresstart beziffert Enet die zu erwartende Kostenersparnis für einen Durchschnittshaushalt in der Grundversorgung mit Gas auf 13,5 Prozent. In der Grundversorgung Strom sollen es 10,5 Prozent sein. Zugleich weist Enet darauf hin, dass einzelne Grundversorger ihre Tarife überdurchschnittlich senken, während andere überdurchschnittlich anziehen. /pa

Portrait von Philip Akoto
Philip Akoto
Redakteur

Ich bin Redakteur bei energate seit 2016. Schwerpunktmäßig befasse ich mich mit den Themenbereichen "Unternehmen" und "Strommarkt".

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