17.11.22, 17:41 von Katharina Johannsen

Köln (energate) - Zum Jahreswechsel steigen viele Stromtarife auf fragliche Höhen an. "Die Preisbremse bei 80 Prozent des Verbrauchs kann auch als Einladung für überzogene Preiserhöhungen missverstanden werden", warnte Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie bei der Verbraucherzentrale NRW. Weiter sagte er zu energate: "Die Preiserhöhungen der vergangenen Monate und die Ankündigungen für den Jahreswechsel sind drastisch, aber nicht überraschend." Mit der Strom- und Gaspreisbremse gebe es eine neue Herausforderung für die Aufsichtsbehörden, so Sieverding. Die Verbraucherzentralen würden ihre Marktbeobachtungen fokussieren. 

Preissteigerungen bei Sonderverträgen

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Mehrere Grundversorger verteuerten ihre Stromtarife um 44 Prozent, teilte das Vergleichsportal Check24 mit (energate berichtete). Ein Beispiel: Die Stadtwerke Lohmar verdoppeln ihren Strompreis ab Januar auf 58,19 Cent/kWh. Auch Sondervertragskunden stehen vor hohen Preissteigerungen. Der Ökostromanbieter Lichtblick nimmt neuerdings 56 Cent/kWh für einen Zweijahresvertrag (im Kölner Netzgebiet). Bei einer Preisgarantie für 12 Monate beläuft sich das Angebot auf 63 Cent/kWh. Vertragsindividuelle Tarife ohne Laufzeitbindung sind noch teurer: auf 75 Cent/kWh erhöht sich der Arbeitspreis für einen Kunden, dessen Anschreiben der Redaktion vorliegt. Diese individuellen Verträge bilden nur einen geringen Teil des Portfolios, erklärt Lichtblick auf energate-Anfrage. Bestandskundinnen und -kunden zahlen in der Regel nur "knapp über 50 Cent" ab dem neuen Jahr, so der Ökostromanbieter. 

Die Stadtwerke Schwerin bieten über die Vergleichsportale einen Stromtarif über 76 Cent/kWh an. Der Tarif sei schon etwas älter und werde demnächst überarbeitet, sagte eine Sprecherin auf energate-Nachfrage. Bei dem Preis handle es sich um einen Tarif für Neukundinnen. Derzeit fokussiere sich das Unternehmen jedoch nicht darauf, neue Kunden zu gewinnen, sondern die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. 

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Die Auswahl für neue Tarife in den Vergleichsportalen bleibt weiterhin gering und damit auch der Wettbewerbsdruck. "Zurzeit hat man mit Preissetzungen im Markt wenig Probleme", sagte Achim Südmeier, Vertriebschef der Rheinenergie, im Interview mit der Zeitschrift emw, die am 7. Dezember erscheinen wird. Allerdings: Nach einer zwischenzeitlichen Flaute sind mittlerweile wieder mehr Energieanbieter auf den Vergleichsportalen zu finden.  /kj