13.07.22, 16:53 von Peter Martens

Klagenfurt (energate) - Der Landesversorger Kelag kündigt tausenden Kunden den Gasvertrag. Zum 1. November bekommen private und gewerbliche Kunden neue Verträge mit neuen Tarifen und Preisen angeboten. Mit einem neuen Vertrag gelte auch eine Preisgarantie bis zum 30. April des kommenden Jahres. Die Kunden sollen in den nächsten Wochen schriftlich informiert werden. Die Kündigung der Verträge betreffe rund 7.000 Gaskunden in Kärnten sowie zusätzlich auch Haushaltskunden sowie kleinere Gewerbebetriebe außerhalb des Bundeslandes, so die Kelag gegenüber energate. Mit großen Gewerbebetrieben und der Industrie gelten demnach individuell gestaltete Verträge.

Mehrkosten von bis zu 92 Euro pro Monat

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Ab November bietet die Kelag ihren Kärntner Erdgaskunden einen Verbrauchspreis von 9,87 Cent/kWh netto an. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 15.000 kWh Erdgas bedeute das je nach bisherigem Tarif Mehrkosten von bis zu 92 Euro inklusive Steuern pro Monat. Diese Preise seien jedoch vergleichbar mit jenen anderer Energieanbieter, betonte das Unternehmen. Die Teuerung begründete der Versorger mit den "Verwerfungen auf den internationalen Energiemärkten". Die Gaspreise im Großhandel hätten sich seit dem Juli des Vorjahres vervierfacht.

Mittelfristig empfiehlt die Kelag ihren Erdgaskunden den Anschluss ans Fernwärmenetz oder die Installation einer Wärmepumpe. Hier verweist das Unternehmen auf entsprechende Beratungen des Bundes und des Bundeslandes sowie zinslose Darlehen der Kärntner Arbeiterkammer und Unterstützungen der Kelag selbst.

"Das Modell der Liberalisierung ist komplett ausgeritten"

Den Strompreis haben die Kelag wie auch die Stadtwerke Klagenfurt zuletzt im Frühjahr erhöht, zahlreiche andere Versorger in Österreich ebenfalls. Diese Anhebung sei jedoch mit den heurigen Erleichterungen der Bundesregierung bei den Abgaben auf Strom (energate berichtete) kompensiert worden, betonte die Kelag. Am Vortag forderten sowohl Kelag-Vorstand Manfred Freitag als auch Erwin Smole, Vorstand der Stadtwerke Klagenfurt, angesichts der Preissteigerungen im Großhandel ein Eingreifen der Politik. Ohne ein solches Eingreifen werde es nicht mehr gehen, so Smole bei einem Medientermin in Klagenfurt.

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Ein solches Eingreifen der Politik gehe auch nur auf europäischer Ebene, denn die Kelag handle im Rahmen eines großen europäischen Marktes, erklärte Freitag laut einem Bericht der APA. Prognosen zur kommenden Preisentwicklung seien kaum möglich, mit einer Entspannung sei erst in drei bis vier Jahren zu rechnen. Die Liberalisierung des Energiemarktes habe 20 Jahre lang zum Wohle des Kunden funktioniert, sagte Freitag. "Und jetzt ist dieses Modell komplett ausgeritten, das ist so." /pm

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Peter Martens
Redakteur

Bei energate seit 2019 und in Österreich seit 2008 - zunächst in der Wirtschaftsredaktion der "Presse", danach beim "Industriemagazin".

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