12.07.22, 12:43 von Mareike Teuffer

Dortmund (energate) - Der Dortmunder Fernleitungsnetzbetreiber Thyssengas stellt auch in der Personalplanung die Weichen auf Wasserstoff. In einem ersten Schritt hat das Unternehmen 25 zusätzliche Stellen für den Aufbau eines Wasserstoff-Startnetzes geschaffen. Gefragt seien vor allem Ingenieure für den technischen Bereich, die die Umwidmung bestehender Erdgaspipelines sowie ergänzende Leitungsbauprojekte begleiten, teilte Thyssengas mit. Aber auch in den Bereichen Vertrieb, Personal, Finanzen und Kommunikation sucht das Unternehmen Verstärkung. Eine spezielle Recruiting-Kampagne soll den Personalaufbau in den nächsten Monaten begleiten und für die notwendige Aufmerksamkeit sorgen, hieß es.

"Kein gesetzlicher Auftrag"

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Dabei ist es von regulatorischer Seite derzeit noch unklar, inwieweit Thyssengas künftig überhaupt Wasserstoffnetze betreiben darf. Dem entgegen sprechen die von der EU vorgesehenen strengen Vorschriften zum horizontalen Unbundling. Zwar erlaubt die Wasserstoffrichtlinie der EU-Kommission den als ITO (unabhängiger Netzbetreiber) aufgestellten Unternehmen wie Thyssengas den Aufbau eines Wasserstoffnetzes, aber eben nur befristet bis 2030. Danach müssten die Unternehmen die Infrastruktur verkaufen (energate berichtete). Aber auch auf nationaler Ebene hätten die FNB noch keinen gesetzlichen Auftrag zum Aufbau eines deutschen Wasserstoffnetzes, beklagt Thomas Gößmann, Vorsitzender der Thyssengas-Geschäftsführung. "Mit dieser Investition in Personal und Know-how gehen wir als Fernleitungsnetzbetreiber in Vorleistung. Wir gehen jetzt diesen Schritt, um zu zeigen: Wir meinen es ernst und treffen mutige unternehmerische Entscheidungen", so Gößmann.

Der Thyssengas-Chef fordert von der Politik eine "pragmatische Regulierung" für den angestrebten schnellen Markthochlauf von Wasserstoff. Dass diesem derzeit noch vor allem die regulatorischen Rahmenbedingungen im Wege stehen, war auch zuletzt Tenor beim jüngsten Wasserstoffgipfel in Essen. So beklagte etwa Thomas Hüwener, CTO des Fernleitungsnetzbetreibers Open Grid Europe, bei der Umsetzung großer Wasserstoffprojekte immer wieder "vor den Poller" zu laufen (energate berichtete).

Thyssengas will 800 Kilometer langes Wasserstoff-Startnetz

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Mit dem neuen Personal will Thyssengas zügig in die konkrete Umsetzung für sein rund 800 Kilometer langes Wasserstoffnetz gehen. Grundlage dafür bildeten rund 45 Absichtserklärungen, die Thyssengas im Rahmen einer Marktabfrage des FNB Gas mit potenziellen Wasserstofferzeugern und -abnehmern geschlossen hat. Diese Kunden sollen spätestens ab 2030 Wasserstoff bekommen, mehrheitlich über sukzessiv umgestellte Erdgasleitungen. Bis 2045 sollen dann weitere Leitungskilometer hinzukommen. Damit bildeten die Thyssengas-Leitungen einen wesentlichen Bestandteil des bundesweiten Wasserstoffnetzes für das Jahr 2032, welchen der FNB Gas als Wasserstoffvariante im Rahmen des Zwischenstands zum aktuellen Netzentwicklungsplan Gas jüngst veröffentlicht haben, hieß es. Die FNB haben in der Variante ein 8.500 Kilometer langes Netz modelliert (energate berichtete). /ml

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Mareike Teuffer
Redakteurin

Im Hause energate bin ich seit 2011, seit 2015 als Redakteurin am Essener Standort. Hier gehöre ich zum Team "Gas & Wärme" und beschäftige mich hauptsächlich mit allen Themen rund um Erdgas, Wasserstoff und der Wärmewende.

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