Essen/Stockholm (energate) - RWE übernimmt von Vattenfall das Gaskraftwerk "Magnum" im niederländischen Eemshaven in der Provinz Groningen. Das gaben beide Energiekonzerne bekannt. Die seit 2013 in Betrieb befindliche Anlage verfügt über eine installierte Kapazität von 1.400 MW und befindet sich in unmittelbarer Nähe zum RWE-Kraftwerk in Eemshaven. Diese 1.560-MW-Anlage wird mit Steinkohle und Biomasse betrieben. "Durch die gemeinsame Nutzung der Infrastruktur vor Ort erwartet RWE umfassende Vorteile", heißt es aus Essen. RWE-Chef Markus Krebber hatte Ende 2021 angekündigt, neue Gaskraftwerke mit einer Kapazität von 2.000 MW zu bauen und Kraftwerke mit einer Kapazität von 14.000 MW "grün" umzubauen, dabei lobte er auch den Investitionsstandort Niederlande für sein regulatorisches Umfeld (energate berichtete).
Der Vollzug der Transaktion wird bis Ende September 2022 angestrebt. Der vereinbarte Kaufpreis entspricht einem Unternehmenswert von 500 Mio. Euro, so RWE. Weiterer Bestandteil der Transaktion sei ein auf dem Gelände befindlicher Solarpark mit einer Kapazität von 5,6 MW. RWE wird die Belegschaft des Kraftwerks Magnum vollständig von Vattenfall übernehmen. Die Transaktion steht noch unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Betriebsrats von Vattenfall.
Umstieg auf Wasserstoff
Magnum sei bereits heute wasserstofffähig, hieß es weiter. Die Anlage könne technisch so umgerüstet werden, dass sie anteilig mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff läuft. Bis zum Ende des Jahrzehnts wäre es zudem möglich, vollständig auf Wasserstoff als alleinigen Brennstoff umzustellen. "Mit dem Erwerb des Kraftwerks in Eemshaven verstärken wir unser Projektcluster Eemshydrogen. An diesem Standort wollen wir die Produktion von kostengünstigem Wasserstoff in großen Mengen vorantreiben", sagte Sopna Sury, COO Hydrogen der RWE Generation SE. So plant RWE im Rahmen der Ausschreibung für den Offshore-Windpark Hollandse Kust West VII den Bau von Elektrolyseuren mit einer Gesamtleistung von 600 MW.
CO2-negativer Standort
Die unmittelbare Nähe zur niederländischen Nordsee und den umliegenden ehemaligen Erdgasfeldern ermögliche es zudem, für die beiden RWE-Kraftwerke perspektivisch Technologien zur CO2-Abspaltung und -Speicherung zu nutzen. Der Standort Eemshaven könne hierdurch nicht nur CO2-neutral, sondern sogar CO2-negativ betrieben werden. "Um dieses Projekt technisch, politisch und wirtschaftlich umsetzen zu können, braucht es dafür auch die Unterstützung der niederländischen Regierung", betonte der Konzern. Im Hafen von Eemshaven, in unmittelbarer Nähe von Magnum, könnte zudem ein neuer Wärmekunde warten. Dort entwickelt der niederländische Gasversorger Gasunie LNG-Terminals, die über das RWE-Kraftwerk mit Wärme versorgt werden könnten. /df