Ljubljana (energate) - An 19 Verbindungspunkten zwischen den europäischen Gasmarktgebieten sind im Jahr 2020 vertragliche Engpässe aufgetreten. Das sind 7,6 Prozent der betrachteten Verbindungspunkte, lautet das Ergebnis der jährlichen Engpass-Analyse durch die europäische Regulierungsagentur Acer. Im Vorjahr waren noch 37 Punkte von vertraglichen Engpässen betroffen. Acer vermutet allerdings einen Einfluss der Covid-19 Pandemie auf den Rückgang. Ein vertraglicher Engpass liegt vor, wenn in einer definierten Anzahl von Auktionen für Monats- Quartals- und Jahreskapazität eine Prämie auf den Ausgangspreis der Auktion bezahlt wurde. Dies war an neun Punkten der Fall.
An zehn Punkten wurde keine feste Kapazität mit einer Laufzeit von einem Monat und mehr angeboten. Das ist gemäß den europäischen Leitlinien für das Engpassmanagement das zweite Kriterium für einen vertraglichen Engpass. Betroffen ist eine ganze Reihe deutscher Verbindungspunkte: Keine Kapazität angeboten wird an Exit-Punkten nach Österreich in Überackern (Bayernets) und Oberkappel (GRTgaz Deutschland), dem Exit in die Schweiz in RC Thayngen-Fallentor (Terranets BW), den Entry-Punkten in die Opal in Greifswald (Opal Gastransport, Lubmin-Brandov-Gastransport), dem Exit-Punkt der Opal nach Tschechien (Opal Gastransport) sowie an zwei Verbindungspunkten zwischen dem Gaspool- und dem NCG-Marktgebiet. Am Entry- und Exit-Punkt Überackern 2 wurden in Auktionen Aufschläge bezahlt. Verbindungspunkte zwischen den deutschen Marktgebieten und zwischen Deutschland und den Nachbarländern tauchen in den Berichten regelmäßig auf. Die Verbindungspunkte Überackern 2 und der Verbindungspunkt Kienbaum zwischen Gaspool und NCG finden sich seit 2014 in allen Berichten, dieses Mal ein Rekord. Engpässe zwischen Gaspool und NCG gehören ab Oktober mit der geplanten Verschmelzung der Vergangenheit an.
Deutscher Sonderfall Thayngen-Fallentor
Formaler Handlungsbedarf könnte für die Bundesnetzagentur für den Verbindungspunkt Thayngen-Fallentor bestehen. An diesem Punkt existiert kein Day-Ahead Use-it-or-lose-it als Maßnahme zum kurzfristigen Engpass-Management. Die Regulierungsbehörde soll an diesen Punkten verlangen eine solche Maßnahme einzuführen, oder aufzuzeigen, dass eine erneute Engpasssituation in den kommenden drei Jahren unwahrscheinlich ist, schreibt Acer. Auf Grund der fehlenden Kapazität in Baden-Württemberg nach dem Ausfall der TENP2 ist die Situation allerdings eine Besondere.
Wichtige generelle Schlussfolgerungen enthält der Acer-Bericht nicht. Angeregt wird, die Datenbereitstellung auf der Transparenz-Plattform von Entsog/GIE zu verbessern. Schon in dem letzten Report hatte Acer der EU-Kommission vorgeschlagen, die Kriterien für vertragliche Engpässe leicht anzupassen und das Intervall für die Berichterstattung zu verlängern. Diese Vorschläge werden wiederholt, da die EU-Kommission bisher nicht reagiert hat. Zudem macht Acer einige Vorschläge für vertiefende Analysen von Engpässen.
Ob die vertraglichen Engpässe in diesem Jahr auf dem niedrigen Niveau bleiben, ist für Acer völlig offen. Neben der Unsicherheit durch Covid-19 seien etliche andere Faktoren für die Nachfrage nach Gastransportkapazität verantwortlich. Neben der Entwicklung von Angebot und Nachfrage gehören dazu die Dynamik im LNG-Markt und das Auslaufen langfristiger Transportverträge. /hl