25.02.21, 16:22 von Artjom Maksimenko

Köln/London (energate) - Shell übernimmt den Direktvermarkter Next Kraftwerke und sorgt damit für einen weiteren Paukenschlag auf dem deutschen Energiemarkt. Damit verlängert sich die ohnehin lange Einkaufsliste des britisch-niederländischen Unternehmens, das die Bezeichnung Ölkonzern mittlerweile gerne zurückweist, um einen weiteren prominenten Namen. Nach dem Batteriespeicherproduzenten Sonnen und dem Ladeinfrastrukturanbieter Ubitricity übernimmt Shell nun, vorbehaltlich der Genehmigung der zuständigen Behörden, den Kölner Flexibilitätsvermarkter. Zum Kaufpreis teilten die Unternehmen nichts mit.

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Eine Integration in den Shell-Konzern bleibt aus: Next Kraftwerke werde als Teil der Renewables & Energy Solutions-Sparte von Shell weitgehend eigenständig agieren, hieß es aus Köln weiter. Auch der Mitarbeiterstamm und die Geschäftsführung bleiben bestehen. Für Next Kraftwerke, als Betreiberin von virtuellen Kraftwerken sei diese 100-prozentige Übernahme ein Zeichen für einen "globalen Transformationsprozess zu einer dekarbonisierten Energiewelt". Erst vor einem Monat betonte Geschäftsführer Jochen Schwill im Interview mit energate, dass die Nachfrage nach Flexibilitäten mit dem Kohle- und Atomausstieg enorm zulegen wird, wie auch der Preis dafür (energate berichtete).

Für die Deckung dieses erhöhten Bedarfs sind Next Kraftwerke sowohl auf dem Regelenergiemarkt als auch auf den Day-Ahead- und Intraday-Märkten aktiv. Sowohl diese Perspektive als auch die beachtliche Größe des Direktvermarktungsportfolios waren wohl die ausschlaggebenden Gründe für diese Übernahme "zur Stärkung des Stromhandels von Erneuerbaren Energien" bei Shell. Das virtuelle Kraftwerk "Next Pool" vernetzt rund 9.100 dezentrale Akteure des Stromsystems mit einer Erzeugungsleistung von rund 7.800 MW, darunter viele Solar- und Biomasseanlagen. Damit betreibe das Unternehmen eines der größten virtuellen Kraftwerke Europas.

Neue Lösungen und internationale Reichweite steigerten Attraktivität

In den vergangenen Jahren hat die 2009 gegründete Next Kraftwerke ihr Geschäft immer weiter internationalisiert und ihre Expertise erweitert. Das Unternehmen hat drei wichtige Standbeine. Neben der Direktvermarktung und dem virtuellen Kraftwerk sind dies Software-as-a-Service-Lösungen für Dritte. Dem Shell-Konzern, der sich im Wandel vom Ölkonzern zum Ökostromanbieter sieht (energate berichtete) hilft die Übernahme beim dynamischen Wachstum im Kurzfristhandel. "Die gebündelte Expertise beider Unternehmen wird es auch ermöglichen, die Absicherung und das Risikomanagement von großen Erneuerbaren-Energien-Projekten zu erleichtern", betonte Vice President von Shell Energy Europe, David Wells. /am