25.01.21, 12:55 von Karsten Wiedemann

Berlin (energate) - Der britisch-niederländische Mineralölkonzern Shell plant den deutschen Ladeinfrastruktur-Anbieter Ubitricity zu übernehmen. Das Unternehmen will mit dem Schritt seine Präsenz im Geschäft mit der Elektromobilität stärken, heißt es in einer Mitteilung. Demnach hat Shell eine Vereinbarung zum Kauf von Ubitricity unterzeichnet. Angaben zum Preis machte das Unternehmen nicht. Die Transaktion soll bis Ende 2021 abgeschlossen werden, sofern die Kartellbehörden der Übernahme zustimmen. Ubitricity wird dann wahrscheinlich zu einer Tochtergesellschaft von Shell werden, hieß es.

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Die geplante Übernahme ist ein weiterer Beleg, dass sich Shell auf das Ende des klassischen Kraftstoffgeschäftes vorbereitet. Das Unternehmen will nach eigenen Angaben bis spätestens 2050 ein Netto-Null-Emissions-Energieunternehmen werden (energate berichtete). Das Geschäft mit der Elektromobilität spielt dabei eine wesentliche Rolle. Nach eigenen Angaben umfasst das Ladenetz des Mineralölkonzerns bereits etwa 1.000 Schnellladesäulen sowie weitere 185.000 Ladesäulen an Tankstellen und Raststätten. Im Jahr 2017 hatte Shell bereits den Ladenetzbetreiber New Motion übernommen (energate berichtete). István Kapitány, Executive Vice President von Shell Global Mobility, betonte, das Unternehmen wolle die wachsende Zahl an Kunden unterstützen, die auf ein Elektroauto umsteigen wollen. "On-Street-Optionen wie Laternen-Lademöglichkeiten, die von Ubitricity angeboten werden, werden für diejenigen, die in Städten leben und arbeiten oder keinen privaten Parkplatz haben, von entscheidender Bedeutung sein", so Kapitány.

Gegründet wurde Ubitricity 2008 in Berlin. Das Unternehmen bietet Ladelösungen für Elektroautos an, wie etwa ein Kabel mit integriertem Zähler. Dies macht etwa das Laden an Straßenlaternen möglich. Mit diesem Angebot konnte das Unternehmen bei Ausschreibungen für Ladeinfrastruktur etwa in Großbritannien punkten und betreibt dort als größter Anbieter 2.700 öffentliche Ladepunkte (energate berichtete). Auch in anderen EU-Staaten ist das Unternehmen aktiv. Seit 2019 führt der Niederländer Lex Hartman, langjähriger Chef des Übertragungsnetzbetreibers Tennet, das Unternehmen (energate berichtete). Hartman sieht die mögliche Übernahme durch Shell positiv. Die Ladelösungen erweiterten die bestehenden Angebote von Shell um ein weiteres Puzzleteil. Shell und Ubitricity seien ein "perfect match", so Hartman.

Viele Investoren

Für die Expansion sammelte Ubitricity immer wieder Kapital ein, im Jahr 2019 sicherte sich der Autobauer Honda eine Beteiligung von 15 Prozent (energate berichtete). Zu den weiteren Investoren gehören die Heinz Dürr Invest GmbH, die Early Bird Verwaltungs GmbH, der Energieversorger EDF Deutschland GmbH, die IBB Beteiligungsgesellschaft mbH sowie die zu Siemens gehörende Beteiligungsgesellschaft next47 GmbH. /kw

Portrait von Karsten Wiedemann
Karsten Wiedemann
Redakteur

Ich bin seit September 2018 Leiter Energiepolitik im Berliner Büro von energate. Von Januar 2014 bis August 2018 war ich Pressesprecher des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft.

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