03.02.15, 16:20

Essen/London (energate) - Der Energiekonzern RWE hat erfolgreich an der ersten Auktion für einen Kapazitätsmarkt in Großbritannien teilgenommen. Das sagte ein Konzernsprecher auf energate-Anfrage. RWE hatte Kraftwerkskapazitäten in Höhe von 8.000 MW für das Jahr 2018/19 angeboten. Man habe für diese den Zuschlag erhalten. Insgesamt hatte die britische Regierung Ende 2014 Gebote für 49.260 MW eingeholt. Nach Angaben der für die Auktion zuständigen britischen Behörde endete die Auktion mit einem Preis von 19,40 Pfund/kW (umgerechnet 25 Euro/kW). Der Preisanstieg für die privaten Haushalte beträgt umgerechnet 1,9 Prozent auf die Jahresrechnung, für die Industrie drei Prozent. Der britische Energieminister Ed Davey resümierte nach der Auktion: "Wir garantieren Versorgungssicherheit zu den niedrigsten Kosten für die Verbraucher."

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"Das Auktionsergebnis zeigt, dass der Kapazitätsmarkt funktioniert und trotz des engen Marktes in Großbritannien ein rationales Ergebnis erzielt wird", so der RWE-Sprecher weiter. Ein weiterer interessanter Aspekt sei, dass sich viele neue Anbieter von Kapazität oder abschaltbarer Last an der Auktion beteiligt hätten. Dass sich bei dem "relativ niedrigen Kapazitätspreis" auch Neuanlagen im Umfang von 2.600 MW erfolgreich beteiligt haben, erklärt RWE aber auch mit dem speziellen britischen Marktdesign.

Die britische Politik und die Unternehmen hatten einst die gleiche Diskussion um einen Kapazitätsmarkt geführt, wie dies aktuell in Deutschland der Fall ist. Die britische Regierung war schließlich zum Ergebnis gekommen, dass ein Energy-Only-Markt wohl nicht genügend Anreize für die Modernisierung beziehungsweise den Neubau von Kraftwerken schafft. Zwar bringt ein Kapazitätsmarkt laut der britischen Regierung Kosten mit sich. Gegenläufig wirke aber, dass eine höhere Verfügbarkeit von Erzeugungskapazitäten das Angebot erhöhe und damit die Preise dämpfe. Dadurch falle die Belastung für die Verbraucher wohl geringer aus. In Großbritannien gehen in den kommenden Jahren ältere Kraftwerke vom Netz, darunter auch einige Kernkraftwerke. Dazu hat das Land beispielsweise spezielle Subventionen für den Neubau des Kraftwerks Hinkley Point geschaffen, die die EU-Kommission kürzlich genehmigt hat (energate berichtete).

Das britische Modell differenziert in der Vertragslaufzeit nach neuen, schon existierenden sowie modernisierten Anlagen. Die Kapazitätsprämie gilt unabhängig vom eingesetzten Energieträger - wie in Deutschland. Den Bedarf an gesicherter Leistung legt die britische Regulierungsbehörde fest. In Deutschland sollen dies zwar die Vertriebe tun. Vom BDEW heißt es dazu aber, dass der tatsächliche Bedarf und der Handel mit den Nachweisen für die Versorgungssicherheit "natürlich von einer vom Staat zu bestimmenden Stelle plus den Übertragungsnetzbetreibern überwacht werden soll".

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Neue Kraftwerke können in Großbritannien einen Zuschlag für 15 Jahre erhalten, modernisierte Anlagen für drei Jahre, bestehende Kapazitäten für ein Jahr. Die Auktion findet jährlich für die Lieferung in vier Jahren statt. Dabei gilt ein Limit von umgerechnet 94 Euro/kW, um zu hohe Verbraucherpreise zu verhindern. /df