14.09.23, 15:15 von Heiko Lohmann

Aachen (energate) - Ohne eine schnelle Ausschreibung neuer Gas- oder wasserstofffähiger Kraftwerke wird 2028 der Bund eine staatliche Auffanggesellschaft für notleidende Kohlekraftwerke gründen. Davon zeigte sich Felix Matthes, Forschungskoordinator des Öko-Institutes, bei seinem Vortrag im Rahmen des BET-Energieforums in Aachen überzeugt. Ein Zeitfenster von acht Monaten gebe es noch, um erste Ausschreibungen zu starten. Sonst werde es knapp und der Bund müsse die Kohlekraftwerke übernehmen, um Versorgungssicherheit nach 2030 zu gewährleisten.

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In Polen gebe es ein ähnliches Modell. Matthes erwartet, dass aus rein wirtschaftlichen Gründen der Kohleausstieg 2030 abgeschlossen sein wird: "Es wäre ein Treppenwitz der Geschichte, wenn der Frontrunner beim Kohleausstieg mit einer staatlichen Gesellschaft notleidende Kohlekraftwerke weiter betreiben muss", betonte er in seiner gewohnt pointierten Art. Matthes hält rechtzeitige Entscheidungen über den Neubau von Gas- beziehungsweise Wasserstoffkraftwerken noch für möglich. Das sei ein Thema für die Politik und für "Nerds". Akzeptanzprobleme seien beim Bau von Wasserstoffkraftwerken nicht zu erwarten. Er hofft, dass möglichst wenige der nach seiner Einschätzung bis 2035 benötigten 35 GW in einem pragmatischen System und möglichst viel in einem systematisch entwickelten Marktregime gebaut werden.

Konsultation zur Kraftwerksstrategie steht bevor

Die Bundesregierung will kurzfristig eine Konsultation zu ihrer Kraftwerksstrategie starten, deren europäische beihilferechtliche Grundlagen grundsätzlich mit der EU-Kommission abgestimmt wurde. Bei ihrem beihilferechtlichen Vorgehen habe sich die Bundesregierung aber verheddert. Basis sind die Leitlinien der EU-Kommission für staatliche Klima-, Umweltschutz- und Energiebeihilfen (KUEBLL). Beihilfen sind unter anderem zur Verringerung der Treibhausgasemissionen und zur Gewährleistung der Stromversorgungssicherheit möglich. Die Bundesregierung hat den Weg über die Dekabonisierung gewählt. Dadurch müssen aber sehr schnell Wasserstoff- oder wasserstofffähige Kraftwerke gefördert werden. "Die Wasserstofffrage wird schnell relevant", so Matthes wörtlich.

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Die gilt dann auch für das Wasserstoff-Kernnetz. Matthes erwartet, dass dieses Netz anfangs vierfach überdimensioniert sein wird. Dies hält er aber auch für vertretbar. Problematisch sei eher, dass dann immer noch nicht alle potenziellen Kraftwerksstandorte angeschlossen sein werden. /hl