Schließung des letzten Kohlekraftwerks in weiter Ferne | Wochenrückblick KW 32

Die Swisspower Renewables AG investiert auf dem italienischen Markt in Wasserkraft und übernimmt 50 Prozent der Anteile an Energia Ambiente. Ausserdem könnte es trotz der Debatte um einen Kohleausstieg in vielen Ländern noch Jahrzehnte dauern, bis das letzte Kohlekraftwerk vom Netz geht. Zu diesem Schluss kamen Analysten der UBS.

Branche hält Windenergiezubauziele weiterhin für unrealistisch
Seit Frühjahr 2017 ist in der Schweiz kein neuer Windpark ans Netz gegangen. Die Branche betrachtet aus diesem Grund die Zubauziele des Bundes skeptisch, wie eine nicht repräsentative energate-Umfrage bei sechs grossen Energieversorgern zeigt. So halten alle befragten Versorger — BKW, IWB, Axpo, Alpiq, das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) und die Genfer Stadtwerke (SIG) — das Ziel einer jährlichen Windstromproduktion von rund vier Mrd. kWh im Jahr 2050 für unrealistisch. Für den schleppenden Ausbau machen sie aufwändige Bewilligungsverfahren sowie eine fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung verantwortlich.

Swisspower Renewables investiert in Italien
Die Swisspower Renewables AG investiert auf dem italienischen Markt in Wasserkraft. Das Unternehmen übernimmt 50 Prozent der Anteile an der italienischen Energia Ambiente. Swisspower Renewables wird von elf Swisspower-Stadtwerken sowie dem Energieinfrastrukturfonds UBS Clean Energy Infrastructure 2 KmGK (UBS-CEIS 2) gehalten. Zur Höhe der Investition machte die Gesellschaft keine Angaben. “Unser Ziel ist es, mit weiteren Akquisitionen auch künftig zu wachsen und unsere Strategie mit Investitionen in Wasserkraft und Onshore-Windkraft konsequent weiterzuverfolgen”, so Felix Meier, CEO von Swisspower Renewables.

UBS: Letztes Kohlekraftwerk 2035, Schliessung 2079
Trotz der Debatte um einen Kohleausstieg in vielen Ländern könnte es noch Jahrzehnte dauern, bis das letzte Kohlekraftwerk vom Netz geht. So steht es in einer Studie der UBS, an der 14 hauseigene Analysten aus fünf Sektoren mitgearbeitet haben. Die Analysten gehen davon aus, dass der Markt derzeit einen langsamen Ausstieg aus der Kohle eingepreist hat, was bedeute, dass noch 479.000 MW an neuer Kohlekapazität in der Pipeline seien. Dies wiederum heisse, dass das letzte Kohlekraftwerk um das Jahr 2035 in Vietnam oder Indonesien in Betrieb gehen werde. Die weltweit letzte Kohleeinheit würde dann 2079 ihre Stromerzeugung einstellen.

Nordmanns Buch stösst beim VSE auf Kritik
Der Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) hat sich kritisch zu Roger Nordmanns Buch “Le Plan Solaire et Climat” geäussert. In diesem fordert der SP-Nationalrat den Ausbau von Fotovoltaik, damit die Schweiz 2050 im Mehrjahresschnitt den Strom, den sie verbraucht, selbst produziert. Dazu schlägt er ein dynamisches Einspeisemanagement (“Peak-Shaving”) und einen Ausbau der Energiespeichertechnologien vor. Der VSE zeigt sich skeptisch gegenüber Nordmanns Annahme, der Fotovoltaik-Zubau könne unter anderem durch private Investoren finanziert werden. Mit dem “Geschäftsmodell Eigenverbrauch” wälze man die Kosten des Netzes nur auf immer weniger Kunden ab, die keine Möglichkeit hätten, den Eigenverbrauch zu nutzen.

Miauton: “Batterien werden Wasserstoff irgendwann verdrängen”
Die Firma Lithium System GmbH rüstet Fahrzeuge mit Lithium-Batterien aus. Im Interview erklärt CEO Roger Miauton, dass er Wasserstoff-Autos nicht als Alternative zu E-Autos sieht, denn “ein H2-Auto ist effektiv ein Elektroauto mit Reichweitenverlängerer”. Schliesslich laufe auch ein H2-Auto mit Batterie. “Dadurch, dass Batterien immer günstiger werden und eine immer höhere Leistungsdichte aufweisen, werden sie die Hybridtechnologie Wasserstoff in der Mobilität irgendwann total verdrängen”, prognostiziert Miauton. Die Umweltbedenken gegenüber Lithium-Batterien sind Miauton zufolge vernachlässigbar — man müsse die Akkus natürlich recyceln. /kb/mf

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