26.06.23, 13:44 von Irene Mayer-Kilani

Wien (energate) - Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat mit Gasversorgungsunternehmen über die Vorbereitungen für die nächste Heizsaison diskutiert. Die Initiativen der Gasversorger zum Ausstieg aus russischem Gas standen dabei auf der Tagesordnung. Nach wie vor (Stand April 2023) stammen 50 Prozent der Gasimporte aus Russland, betonte Gewessler bei einem Pressegespräch in Wien. "Wir können jederzeit mit hohen Preisen unter Druck gesetzt werden", warnte die Ministerin. Außerdem sei es falsch, wenn Österreich damit die russische Kriegsmaschinerie mitfinanziere. Sie forderte rasch neue Quellen und Lieferwege, um sich von den russischen Gaslieferungen zu befreien. Auch dürfen Unternehmen keine neuen Gaslieferverträge mehr mit Russland abschließen, so die Ministerin.

Ausstieg aus russischem Gas

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Ein Schritt aus der Abhängigkeit von Russland sei "die rege Beteiligung der österreichischen Gasversorger an der gemeinsamen EU-Gasbeschaffung". Dort wurde laut Energieministerium ein Bedarf von 13 TWh nicht-russischem Erdgases durch österreichische Unternehmen gemeldet. Das entspreche über zehn Prozent des landesweiten Jahresverbrauchs an Erdgas. Ein russischer Lieferstopp, der jederzeit eintreten könne, hätte sehr hohe Preise und Lieferengpässe zur Folge, warnte Energieexperte Walter Boltz. Betroffen wären davon in Europa vor allem Österreich, Ungarn, Slowenien und Slowakei. 

Damit Österreich bis 2027 unabhängig von russischem Erdgas mit Energie versorgt werden kann, müsste der Infrastrukturausbau beschleunigt und alternative Lieferwege erschlossen werden, forderte Boltz vor einigen Wochen bereits  in einem Maßnahmenpapier.

LNG über Italien

"Wir haben 2022 Gas aus Italien über Italien beschafft und nach Österreich transportiert", sagte Energie Steiermark-Vorstandsdirektor Martin Graf. Somit hat das Unternehmen "klar definiertes, nicht-russisches Gas in sein Portfolio gebracht und für die Kundschaft gespeichert". Eine hundertprozentige Garantie, dass bei LNG-Lieferungen kein russisches Erdgas dabei sei, könne es jedoch nicht geben. Aber Diversifizierung und "konsequentes Nachfragen über die Herkunftsquelle" senke das Risiko.

Pipeline nach Deutschland 

Die E-Wirtschaft pocht darauf, die Gaspipelines Richtung Norden und Süden - und nicht wie bisher Richtung Osten - auszubauen. Der Ausbau der Pipeline nach Deutschland soll nun in Angriff genommen werden, sagte Gewessler. Eine zentrale Rolle spielt dabei das Projekt WAG Loop. Die Umsetzung würde die Kapazität der West-Austria-Gasleitung (WAG) um mehr als zwei Drittel erhöhen und den gleichzeitigen Transport von Erdgas und Wasserstoff erlauben. Es gibt dazu bereits eine Entscheidung der E-Control und entsprechende Schritte sind laut Gewessler bereits "abgesegnet". Das habe derzeit Top-Priorität und werde auch von allen Energieexperten und - expertinnen unterstützt. /imk

Portrait von Irene Mayer-Kilani
Irene Mayer-Kilani
Redakteurin

Ich berichte seit Februar 2020 für energate über den Energiemarkt in Österreich. Zuvor war ich viele Jahre Italien-Korrespondentin für eine österreichische Tageszeitung.

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