30.03.23, 16:48 von Philip Akoto

Nürnberg (energate) - Der Nürnberger Versorger N-Ergie zählt zu den Stadtwerken, die ihre Preise bald schon unter das Niveau der Strompreisbremse senken. Ab Juni will der Kommunalversorger "die zuletzt in der Beschaffung erzielten Preisvorteile" an die Kundschaft weitergeben, kündigte Geschäftsführer Maik Render bei der Veröffentlichung der jüngsten Geschäftsbilanz an. So werde der Bruttopreis pro kWh für die überwiegende Mehrheit aller Kundinnen und Kunden um knapp 18 Prozent auf 36,44 Cent/kWh fallen, also rund 3,5 Cent unter die Schwelle der Strompreisbremse.

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Bei der Implementierung besagter Preisbremsen "kämpft" N-Ergie derzeit noch, räumte Render gegenüber energate ein. Sowohl bei den seit Januar und Februar fälligen Jahresabschlussrechnungen als auch den Abschlagsanpassungen aus dieser Zeit ist der Versorger in Verzug. Gleichzeitig ist Render zuversichtlich, "in den kommenden zwei bis drei Wochen wieder vor die Welle zu kommen".

Krise brachte N-Ergie 45.000 neue Kundinnen und Kunden

Deutlich zu spüren bekam der Vertrieb der N-Ergie AG die Krise auch aufgrund der massiven Kundenfluktuationen. Die Havarien von Billiganbietern brachten über das Jahr 45.000 neue Kundinnen und Kunden, "die wir gerne aufgenommen haben", blickte der Geschäftsführer zurück. Gleichwohl habe der wiedererstarkte Wettbewerb dafür gesorgt, dass viele wieder abgewandert seien. Ziel sei es, dass der Kundenkreis im Rahmen der aktuellen Bewegungen nicht kleiner werde, so Render auf Nachfrage. Aktuell komme N-Ergie bundesweit auf 500.000 Energiekundinnen und -kunden, 100.000 davon versorgt das Unternehmen mit Gas.

Wirtschaftlich weh tat N-Ergie im Krisenjahr 2022 auch die Gewinnabschöpfung bei der Stromerzeugung, so Render. Zu Buche geschlagen sei dieser staatliche Eingriff zur Finanzierung der Strompreisbremsen vor allem im rund 160 MW umfassenden Erneuerbarenportfolio, sagte er, ohne Zahlen zu nennen. Gleichwohl seien die Maßnahmen des Bundes gegen die Krise richtig und legitim gewesen, speziell, dass Unternehmen wie N-Ergie einen Teil ihrer erhöhten Erträge dazu an den Staat abführten, stellte Render klar.

Operative Erträge steigen um 17 Prozent

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Allen krisenbedingten Turbulenzen in Handel, Beschaffung und Vertrieb zum Trotz erzielte die N-Ergie 2022 mehr Gewinn als im Vorjahr. So kletterte der Ertrag im operativen Geschäft (EGT) um rund 17 Prozent auf 185,5 Mio. Euro, was Render in erster Linie dem Großkundenvertrieb und gesteigerten Kraftwerksbetrieb zuschrieb. Während der Stromabsatz nah am Vorjahresniveau blieb, ging der Gasabsatz witterungsbedingt und aufgrund der Sparmaßnahmen zur Vermeidung der Mangellage bei großen wie kleinen Kunden zurück, führte Render aus.

Investitionen in Netzausbau und Wärmewände

Unter dem Strich sei die N-Ergie AG gut gerüstet für die "historisch einmaligen Herausforderungen", vor denen der Versorger und die gesamte Branche nun stünden, sagte Render. Gemeint sind der Ausbau der Verteilnetze und der Erneuerbarenausbau einerseits sowie die Wärmewende andererseits. In diese drei Bereiche will N-Ergie massiv investieren, so Render. Allein in die Ertüchtigung der Verteilnetze soll bis 2030 eine Mrd. Euro fließen. Außerdem soll das Erneuerbarenportfolio bis dahin auf 720 MW anwachsen, 120 MW davon Windkraft. Fünf Jahre später soll zudem die Wärmeversorgung vollständig klimaneutral sein. /pa

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Philip Akoto
Redakteur

Ich bin Redakteur bei energate seit 2016. Schwerpunktmäßig befasse ich mich mit den Themenbereichen "Unternehmen" und "Strommarkt".

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