12.09.22, 14:13 von Thorsten Czechanowsky

Erlangen (energate) - Bei den Technologien zum Wasserstofftransport droht in der EU eine regulatorische Verengung. Davor warnt Daniel Teichmann, CEO und Gründer von Hydrogenious LOHC Technologies, im Interview mit energate. Mit dem "Hydrogen and Decarbonised Gas Market Package" legte die EU-Kommission im Dezember 2021 einen Entwurf vor, der die Grundlagen einer Regulatorik des Wasserstoffmarkts liefern soll. Aktuell ringt das Europäische Parlament um eine Position zu den vorgeschlagenen Änderungen der Gasdirektive. Im September sollen die zuständigen Berichterstatter ihre abgestimmten Anträge vorlegen. Technologieoffenheit müsse dabei unbedingt eine Rolle spielen, fordert Teichmann.

Erdgaslogik ignoriert Unterschiede beim Wasserstoff

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Hydrogenious LOHC Technologies aus Erlangen arbeitet daran, die LOHC-Technologie, bei der Wasserstoff an ein flüssiges Trägermaterial gebunden wird, als Transportlösung zu entwickeln und im industriellen Maßstab zu skalieren. "Die Entwürfe der EU-Kommission folgen sehr stark einer Erdgaslogik", bemängelt der CEO. So werden beim Transport von Wasserstoff im Grunde nur der Pipelinetransport und - im verflüssigten Zustand - der Transport per Schiff berücksichtigt. Wasserstoff sei aber in vielerlei Hinsicht verschieden. Das mache diese beiden Optionen deutlich aufwendiger und schwieriger als beim Erdgas. "Von daher gibt es beim Wasserstoff eine ganze Reihe anderer Technologien und Verfahren, die sich meist um einen Träger drehen, an den ich Wasserstoff binden kann, damit er leichter zu transportieren ist", erläutert Teichmann. Methanol, Ammoniak oder eben auch die LOHC-Technologie werden von daher auch alle als Optionen in der europäischen Wasserstoffstrategie genannt. Nur in den Definitionen des Hydrogen Packages sei diese Technologieoffenheit derzeit nicht zu finden.

Was ist ein Wasserstoff-Terminal?

Ein zentrales Problem ist laut Teichmann die Definition des Wasserstoff-Terminals. Dort werde festgelegt, dass es sich um ein Terminal handelt, wo entweder flüssiger Wasserstoff oder flüssiges Ammoniak angelandet und in gasförmigen Wasserstoff umgewandelt wird. "Das ist als würde man definieren, ein Flughafen ist nur dann ein Flughafen, wenn dort Maschinen der Lufthansa landen." Wie viele andere Unternehmen der Branche plädiere Hydrogenious LOHC Technologies hier für eine technologieneutrale Ausformulierung. Sein Vorschlag: "Ein Wasserstoff-Terminal ist ein Terminal, wo Wasserstoff über verschiedenste Technologien angeliefert und Abnehmern als Wasserstoff zur Verfügung gestellt wird." Es gehe gar nicht darum, dass der Begriff LOHC ins Package aufgenommen wird. Es müssten nur die Definitionen technologieneutral ausformuliert werden.

Anforderungen nicht zu hoch aufhängen

Grundsätzlich begrüßt Teichmann, dass die EU die Regulatorik weitertreiben will. Das sei hoch notwendig. Aktuell sei die EU hier noch in einer führenden Position. Durch die dynamische Entwicklung in den USA und Asien drohe Europa aber den Anschluss zu verlieren. Ob die Produzenten am Ende die Wasserstoff-Schiffe nach Asien oder Europa schicken, werde daran hängen, wo es die besten Bedingungen und klare, einfache Regeln gebe. Die Vorgabe, dass der Strom für den grünen Wasserstoff nur aus neu zugebauter erneuerbarer Energie und nicht aus Bestandsanlagen kommen darf, sei in diesem Zusammenhang eine Gefahr. "Im internationalen Wettbewerb darf man die Anforderungen und Hürden nicht zu hoch aufhängen", plädierte Teichmann. /tc

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Das vollständige Interview lesen Sie im Add-on Gas & Wärme.

Portrait von Thorsten Czechanowsky
Thorsten Czechanowsky
Redakteur

Kind des Ruhrgebiets und seit 2001 als Redakteur bei energate. Seit 2018 Teil des Teams Gas & Wärme. Davor zwei Jahre lang als Nordkorrespondent in Bremen.

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