Berlin (energate) - Eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke kommt für die Bundesregierung nicht in Betracht. Dies geht aus einem gemeinsamen Prüfvermerk des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWK) und des Bundesumweltministeriums (BMUV) hervor. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der hohen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen hatten die beiden Ministerien geprüft, ob längere Laufzeiten für die Atommeiler zur Energiesicherheit Deutschlands beitragen könnten. Dabei geht es vor allem um die Frage, ob die Maßnahme mögliche Versorgungsengpässe durch wegfallende Gaslieferungen aus Russland im nächsten Winter ausgleichen könnte. Aber auch eine mehrjährige Verlängerung stand auf dem Prüfstand.
Beide Ministerien kommen zu dem Ergebnis, dass eine längere Laufzeit nur einen sehr begrenzten Beitrag zur Lösung des Problems leisten könnte. Zudem sei diese mit "sehr hohen wirtschaftlichen Kosten" sowie mit "verfassungsrechtlichen und sicherheitstechnischen Risiken" verbunden, heißt es in dem Prüfvermerk. Deswegen sei unterm Strich eine Abkehr vom Atomausstieg trotz der aktuellen Gaskrise nicht zu empfehlen. Vielmehr müsse es jetzt langfristig darum gehen, die Energieversorgung auf robustere Säulen zu stellen, etwa mit dem Ausbau erneuerbarer Energien. Auch habe die Bundesregierung mit der Gasspeicher-Befüllung über LNG-Importe (energate berichtete), der Kohlereserve (energate berichtete) und der weiteren Diversifizierung von Importquellen bereits Maßnahmen zur Vorsorge getroffen. Der Prüfvermerk des BMWK und des BMUV steht online zur Verfügung. /ml