23.02.22, 16:03 von Daniel Zugehör

Berlin (energate) - Der Nationale Wasserstoffrat (NWR) kritisiert den Vorstoß der EU-Kommission zur Entflechtung künftiger Wasserstoffnetze. Das Beratungsgremium der Bundesregierung begrüßt zwar, dass die Kommission einen dringend benötigten regulatorischen Rahmen für den Hochlauf des Wasserstoffmarktes schaffen möchte. Die von ihr vorgeschlagenen vertikalen und horizontalen Entflechtungsregeln hält der Rat jedoch für einen "entscheidenden Kritikpunkt". In die gleiche Kerbe schlugen bereits energiewirtschaftliche Akteure, etwa BDEW und VKU (energate berichtete).

"Zwangsverkäufe" von Wasserstoffnetzen drohen

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Es geht dabei um das "Legislativpaket zu Wasserstoff und Gasmarktdekarbonisierung" im "Fit-for-55"-Paket aus dem Dezember (energate berichtete). Der NWR kritisiert daran unter anderem, dass die EU-Kommission ein bewährtes Modell zur Trennung von Marktrollen - das des Independent Transmission Operators (ITO) - in Zukunft zeitlich begrenzen will, und zwar bis zum Jahr 2031. Die Befürchtung dabei: Gasnetzbetreiber mit einer ITO-Zertifizierung müssten ihr gerade in Aufbau befindliches Wasserstoffnetz bis 2031 verkaufen, da ihre Anteilseigner als vertikal-integrierte Unternehmen auch in der Wasserstoff-, Strom- oder Erdgas­produktion beziehungsweise dem entsprechenden Vertrieb aktiv sind. Gelten würde dies auch für Stadtwerke und Verteilnetzbetreiber. Aus Sicht des Wasserstoffrats komme ein solcher "Zwangsverkauf" einem tiefen Eingriff in die Eigentumsrechte gleich.

Ineffiziente Doppelstrukturen prognostiziert

Die darüber hinaus geplanten Regeln zur horizontalen Entflechtung seien "extrem eng". So sind für das Wasserstoff- und das Gasnetz einer Unternehmensgruppe getrennte Gesellschaften vorgesehen. Ein Austausch wirtschaftlich sensibler Informationen und eine Nutzung gemeinsamer Leistungen zwischen diesen beiden Tochterunternehmen soll zudem weitgehend verboten werden. Der EU-Kommissionsvorschlag macht "eine ineffiziente Doppelung von Strukturen mit doppeltem Know-how-Aufbau bei gleichzeitig begrenzter Expertenverfügbarkeit notwendig", moniert der Wasserstoffrat und fordert hier dringende Anpassungen. Die NWR-Vorsitzende, Westnetz-Chefin Katherina Reiche, warnt, andernfalls werde der schnelle, kostengünstige Aufbau eines Wasserstoffnetzes aus dem vorhandenen Erdgasnetz heraus in Deutschland faktisch verhindert. /dz

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