23.09.21, 16:24 von Artjom Maksimenko

Hamm (energate) - Die westfälische Stadt Hamm soll ein Standort der Wasserstoffwirtschaft werden. Mit diesem Ziel haben die Stadtwerkekooperation Trianel und die Stadtwerke Hamm ein Joint Venture namens Projektgesellschaft Wasserstoffzentrum Hamm GmbH & Co. KG gegründet. Auf der Produktionsseite planen die Partner auf dem Gelände des Gaskraftwerks Hamm-Uentrop bis 2024 einen Elektrolyseur mit 20 MW Leistung. "Wir möchten zu den Ersten gehören, die saubere Energie in Form von grünem Wasserstoff selbst erzeugen und anbieten", sagte Klaus Horstick im Interview mit energate. Mit Reinhard Bartsch, Geschäftsführer der Stadtwerke Hamm, bildet er das Führungsduo des Joint Ventures. Das Wasserstoffzentrum Hamm ist Teil einer Strategie lokaler und regionaler Akteure, um den Industriestandort Hamm zu stärken und den Klimaschutz vor Ort voranzutreiben.

Machbarkeitsstudie startet

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Die finale Entscheidung über den Bau des Elektrolyseurs wollen die Projektbeteiligten erst nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie fällen, die in etwa acht Monaten erwartet wird. Als Ergebnis erwarten die Partner eine fundierte Entscheidungsgrundlage mit einer Markt- und Kostenanalyse, Daten über Verfügbarkeit und technische Machbarkeit. Auch soll sie potenziellen Transportfragen lösen, ob der Wasserstofftransport über Schiffe, auch Schiene oder mit einer Pipeline erfolgen kann. Die mögliche Produktionsmenge von grünem Wasserstoff des Elektrolyseurs schwankt je nach Szenario zwischen 1.800 und 3.600 Tonnen. Die bei der Elektrolyse entstehende Abwärme will das Joint Venture laut Plan für industrielle Prozesse oder zum Heizen von Gebäuden einsetzen. Der für die Elektrolyse benötigte Strom soll aus dem Nordseeraum sowie aus regionalen PV-Anlagen kommen. Schon vor dem Ergebnis der Studie stehe aber fest, "dass die Region mit dem wirtschaftlichen Umfeld und dem angesiedelten Fachwissen exzellente Voraussetzungen für das Wasserstoffcluster bietet", hieß es weiter.

"Speditionen haben Interesse"

Ein wichtiges Kriterium dafür, ob der Bau wie geplant erfolgt, sei das Interesse auf der Abnehmerseite, erläuterte Bartsch. Neben der Industrie rücken vor allem der ÖPNV, die Müllentsorgungsbetriebe sowie zahlreiche Logistikunternehmen vor Ort in den Fokus des Projekts. "Die Gründung des Wasserstoffzentrums ermöglicht es uns, erstmals verbindliche Abnehmer für die Produkte zu finden. Erst eine verlässliche Nutzerbasis macht ein solches Projekt möglich", sagte Horstick zu energate. Und die ersten Weichen seien hier bereits gestellt. So wollen die Stadtwerke Hamm nach und nach ihre Busflotte auf Wasserstoffantrieb umstellen. Zunächst sollen 30 neue Wasserstoffbusse der Stadtwerke und bis zu 20 Abfallsammelfahrzeuge der Abfallwirtschaft und Stadtreinigung Hamm mit Wasserstoff versorgt werden. Auch bei Logistik- und Speditionsunternehmen sieht Horstick eine steigende Nachfrage.

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Die Kosten des Elektrolyseurs sollen nach Unternehmensangaben zwischen 20 und 25 Mio. Euro liegen. Etwa die Hälfte der Kosten hoffen die Projektpartner mit Fördergeld abdecken können. Diese Unterstützung sei dringend notwendig, sagte Sven Becker, Sprecher der Trianel-Geschäftsführung, bei der Vorstellung des Projekts. Ein Bus mit Wasserstoffantrieb kostet das Dreifache eines gewöhnlichen Busses, auch bei LKWs sei der Preisunterschied noch sehr hoch, erläuterte Bartsch. Deswegen sei es richtig und wichtig, dass diese Busse Förderbescheide für 80 Prozent der Kosten erhalten. Die Unternehmen würden mit Wasserstoffprojekten Pionierarbeit leisten, die mit der von PV- oder Windkraftprojekten vergleichbar sei. Auch diese Projekte hätten schließlich anfangs Fördergeld benötigt. /am