12.03.18, 15:22 von Daniel Zugehör

Berlin (energate) - Der für den Nordosten zuständige Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50 Hertz hat erstmals einen Grünstrom-Anteil von mehr als 50 Prozent (53,4 %) verbucht. Es gebe kaum Regelzonen dieser Art, sagte Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung, auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Die installierte Leistung stieg demnach um 2.000 MW auf 31.000 MW, die Produktion um fünf TWh auf 51 TWh. Der Verbrauch habe wie im Vorjahr bei 96 TWh gelegen. Dabei bleibe das Unternehmen mit 48,8 TWh der zentrale Stromexporteur in Deutschland, dessen Nettoexporte insgesamt bei 55,4 TWh lagen. Bei der Versorgungssicherheit stehe 50 Hertz besser als der Durchschnitt da: so habe es etwa 1,0 Störungen pro 100 Meter Leitungslänge gegeben, während alle ÜNB gemeinsam durchschnittlich knapp 1,5 Störungen verzeichnet hätten.

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In Schulnoten eine "2+"

50 Hertz habe den Redispatch "stabilisiert", so Schucht weiter. Die Kosten für das Engpassmanagement hätten nach vorläufigen Zahlen bei 187 Mio. Euro gelegen (2016: 180 Mio. Euro), und dass trotz eines Zubaus erneuerbarer Erzeugungskapazitäten im Umfang von 2.100 MW. Allein der Bau der Südwest-Kuppelleitung habe - Stand 12. März - rund 308 Mio. Euro solcher Kosten gespart. Zudem sei 50 Hertz beim Netzausbau und der -anbindung insgesamt zum Teil deutlich vor den gesetzlichen Zielvorgaben, so Schucht. Von den im EnLAG vorgesehenen Projekten seien 59 Prozent umgesetzt, mehr als bundesweit (36 %). In "zehn bis zwölf Jahren" wolle der ÜNB "fast" alles umgesetzt haben. 100 Prozent würden schwierig, räumte Schucht ein. Denn mit rechtlichen Auseinandersetzung sei zu rechnen.

Auch finanziell sei das Unternehmen in einer "sehr komfortablen Lage", erklärte Marco Nix, Geschäftsführer Finanzen. Der Umsatz habe 2017 bei rund 1,33 Mio. Euro gelegen (+3 %), der Gewinn bei 182,1 Mio. Euro (2016: 128,2 Mio. Euro). Das sei in Schulnoten eine "2+", so Nix. Die Zahlen hatte Ende Februar bereits die 50-Hertz-Muttergesellschaft Elia bekanntgegeben (energate berichtete).

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"Die Chinesen und wir gehen einen ähnlichen Weg"

Als zentrale Herausforderungen nannte der ÜNB vor allem, dass Projekte schneller genehmigt werden sollten - insbesondere "Upgrades". Zudem würden technische Innovationen wichtiger, etwa im Rahmen von Sektorkopplung und E-Mobilität. Ähnlich verhalte es sich mit der Digitalisierung, also intelligenten Netzlösungen, wofür es mehr Anreize brauche. In Richtung Politik kündigte er an, diese und andere Fragen zu diskutieren. Das gelte ebenso für die Maßnahmen zur Erreichung von Erneuerbaren-Zielen, also: wo und wie viel soll gebaut und was mittels Netzoptimierung erreicht werden. Die Diskussion darüber, Überschüsse lieber zu nutzen, statt Anlagen abzuregeln, müsse zudem breiter geführt werden.

Einen möglichen Einstieg der China State Grid Corporation (energate berichtete) sieht der Vorsitzende der Geschäftsführung darüber hinaus gelassen. Beide Unternehmen könnten davon profitieren, da sich ihr Know-how ergänze. "Die Chinesen und wir gehen einen ähnlichen Weg", so Schucht. Beide hätten "kein Wettbewerbsgeheimnis in dem Sinne". Der 50-Hertz-Mehrheitseigner Elia prüfe den Einstieg noch. Es sei zu früh zu sagen, wie die Prüfung ausfällt. Der chinesische Netzbetreiber will 20 Prozent von 50 Hertz übernehmen, das Bundeskartellamt hat den Weg dafür bereits frei gemacht. /dz